• Hallo Grizzli,


    habe jetzt die Muse gehabt Deinen wunderbaren, informativen Bericht und die schönen Bilder zu geniesen.
    Vielen Dank für die aufwändige Arbeit :)


    Ich habe zum Glück keinerlei Probleme wie Hartmut, bei mir waren die Bilder sofort da :) sozusagen in sekundenschnelle und konnte augeblicklich loslesen.

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Zitat

    Du sprichst bei einem Auskunftswilligen von Migrationshintergrund. War das ein kleiner Schlenkerer auf innerdeutsche Sprachunterschiede? Denn so wörtlich: "Do is a Riesenschloss !", lässt , wenn man auf Signale trainiert ist, auf bayerisches
    Sprachgut! schließen.


    Lieber Helmut,
    vom Geschriebenen her hast Du Recht. Jetzt hab ich selber bayrischen Migrationshintergrund, und der des Müllwagenfahrers (der ja noch mehr gesagt hat) war eher balkanisch. Er war auf Tour, und ich war schon glücklich, dass er für mich überhaupt gehalten hat, sonst hätte ich ihn, da bekennender Balkanophiler, sicher noch gefragt, wo er genauer herkommt.


    Zitat

    Der Beitrag hat zu viele Bilder. Mein Rechner benötigte über 5 Minuten um ihn zu öffnen und die Fotos im ersten Posting anzuzeigen.
    Es empfiehlt sich solch einen Beitrag in mehrere Einzelbeiträge zu splitten.


    Lieber Hartmut,
    ich werde versuchen mich zu bessern.




    Freitag 8.3.2013 (1. Teil)


    Es ist deutlich kälter geworden und vor allem vormittags sieht es nach Regen aus.
    Ich fahre trotzdem nochmal in Richtung Aasee/Mühlenhof, dort liegt auch das Naturkundemuseum -


    da drin wär das Wetter wurscht.


    Erstmal dreh ich eine Runde um's Freilichtmuseum.






    Die Hofglocke rief auf den Gutshöfen


    zur Versammlung oder zum Gottesdienst.



    :grins: Hab ich Dich erwischt !


    Das war vor dem Wintereinbruch :kratz:


    Der Backsteinbau ist das Naturkundemuseum, der gelbe Ball auf dem Dach soll die Sonne darstellen,
    die Betonquader davor die Planeten; auf den Quadern ist obendrauf eine Tafel,
    auf der der aktuelle Planet verzeichnet ist.


    Hier steh ich, wenn ich's richtig erinnere, vor dem Mars -
    die Kuppel gehört zum Planetarium, da geht ich jetzt rein.
    Während der Vorführung kann ich keine Bilder machen, sonst gibt's Durcheinander, ausserdem isses zu dunkel da drin.
    Mehr Infos zum Planetarium findet Ihr hier:
    https://www.lwl.org/LWL/Kultur…ium/ueber-das-planetarium

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Freitag 8.3.13, 2. Teil


    Auf dem Rückweg (wie üblich mit dem Bus, Tageskarte für unschlagbare 4,30€) fällt mir,
    als wir die Promenade kreuzen, dieses Haus auf, das an ein mittelalterliches Schlösschen erinnert.



    Sorry, es ist schon ein bissl finster draussen


    Daneben stehen in einem kleinen Park seltsame Gebäudereste, sehen mittelalterlich aus, aber ich weiss, dass, wer Geld hatte, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts manchmal ähnliches gebaut hat, wenn sich derjenige vom Geschmack der Masse abheben wollte.



    Ein Einheimischer klärt mich auf. Wir befänden uns auf dem Gelände des ehemaligen Zoos, das Schlösschen hätte dem ehemaligen Direktor und Gründer Hermann Landois gehört. Die eigenartige Architektur des Zoos hätte die Handschrift seines Schöpfers getragen, über dessen Originalität ich schon eingies gelesen hatte.

    Zitat

    An seinem Wohnsitz, der Tuckesburg, fungierte der ausgestopfte Affe Lehmann als sein ständiger Begleiter. Der Überlieferung zufolge soll der Affe an einer „Säuferleber“ (med. Alkohol-Hepatitis) gestorben sein, auch sein Pferd Landois sei des Öfteren mit Bier getränkt worden. Bereits zu Lebzeiten setzte er sich selbst vor der Tuckesburg ein Denkmal. Es existiert noch heute, erhielt aber im Allwetterzoo einen neuen Standort. Bemerkenswert ist, dass er den Zylinder seines Standbilds als Nistkasten ausführen ließ.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Landois


    Früher wohnten hier Eulen




    heute können Kinder Versteck drin spielen.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Immer noch Freitag 8.3.2013


    Um fast die ganze Stadt läuft die Promenade. Das war früher ein Wall mit Gräben, der zur Stadtbefestigung gehörte. Diese wurde ab 1770 aufgegeben und an ihrer Stelle eine Allee gepflanzt. Heute sind an den Seiten Fußgänger- und in der Mitte ein Fahrradweg, auf dem man zu Stoßzeiten über 1000 Radfahrer zählen kann - also man muss schon aufpassen, dass man, wenn man da rüberwill, nicht über den Haufen gefahren wird. Wobei man, zumindestens zur Feierabendzeit, auch auf den Seitenwegen vor Carambolagen mit Joggern nicht gefeit ist.




    Zwischendurch hat man von da oben eine richtig schöne Aussicht.





    Hier fliesst die Aa in den Aasee.


    Zum Farbe Bekennen isses jetzt noch zu kalt.




    Einen Teil der zur Stadtbefestigung gehörenden Wassergräben hat man belassen.



    An einigen Stellen ist die Promenade unterbrochen, wie hier an der Ludgerikirche.




    Und wo eine Kirche ist, findet man meistens auch eine Kneipe :D

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Zitat von Grizzly

    Und wo eine Kirche ist, findet man meistens auch eine Kneipe


    Und da setze ich mich jetzt mal mit Dir hinein und lasse all das, was Du uns erzählt hast, Revue passieren!


    Es gibt kaum jemanden, der Städte und Landschaften so erkundet wie Du!
    Danke für die vielen hiostorisch bedeutsamen, aber auch scheinbar "nebensächlichen" Informationen und Deine Kommentare dazu.


    Ob das nun Deine Bemerkung zu dem Würfelspiel von 1933 ist, oder Deine Gedanken bei den Wanderungen zu Museen und Schlössern - es ist immer etwas Besonderes, mit Dir unterwegs zu sein.


    Auch wenn es noch etwas graue Märztage waren, so geben Deine Bilder doch sehr gut die Stimmung in der Region wieder.


    Weißt Du woran mich viele Deiner Bilder erinnert haben ( vor allem die rund um das Rüschhaus und um den Aasee/Mühlenhof?)
    An das Gedicht Der Knabe im Moor
    Annette von Droste-Hülshof hat sich sicher dort dazu inspirieren lassen.


    ( Ich musste das Gedicht in der Schule auswendig lernen - und habe es liebend gerne rezitiert)


    Viele Grüße,
    Elke

  • Danke für die Blümli - ein paar Nebensächlichkeiten hab ich noch.


    Samstag, 9.3.2013


    Der Kater hat sich in Grenzen gehalten, der Koffer ist gepackt, Frühstück einverleibt und Wirtin verabschiedet - heut geht's heim. Da der Zug von Münster nach Hamburg nur gut zwei Stunden braucht, hab ich für 15 Uhr noch die Krimi-Tour gebucht und deponiere mein Gepäck erstmal in einem Bahnhofsschliessfach.


    Erstmal schlendere ich über den verregneten Markt (links Lambertikirche, rechts Rathaus).



    (links Dom, Mitte Rathaus)


    Dieses Schild gibt erstmal Rätsel auf :kratz:



    Mir wird erklärt, dass das Schild ein Kunstwerk ist und zum angekündigten Zeitpunkt ausgetauscht wird. Das passiert seit 1992 alle 4 Jahre, jedenfalls wenn das Stadtkulturamt dran denkt - was 2008 nicht der Fall war. Da standen mehrere Hundert Zuschauer und nix passierte - als die Herrschaften ihr Versäumnis bemerkten, holten sie die Aktion nach (das Schild lag ja schon bereit), aber die Zuschauer waren natürlich schon gegangen. Mehr dazu hier (am oberen linken Rand der Nervwerbung kann man die wegklicken):
    https://www.muensterschezeitun…ldertausch;art993,1600032


    Das Kutschgeschäft läuft witterungsbedingt schleppend,



    dafür stehen andre Kutschen da, die mehr beschäftigt sind.



    Polizeirelevant sind an diesem Regentag:


    - ein Fußballspiel der Drittligaclubs Preussen Münster gegen Arminia Bielefeld, wobei sich ein Teil der jeweiligen Fans überhaupt nicht mögen. Da das Spiel in Bielefeld stattfand, war der Arbeitsaufwand für die Münsteraner Polizei überschaubar. Endresultat übrigens 1:1.


    - eine Demo gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche durch die rechtskonservative Gruppierung "Tausend Kreuze" und, natürlich,


    - eine Gegendemo für eben dieses Recht.


    Ein Polizist erklärt mir vor der Lambertikirche die Gemengelage, wobei seine Sympathien offensichtlich (wie meine) bei den Gegendemonstranten sind (die Bezeichnung "rechtskonservativ" stammt von ihm). Mir hat noch nie ein Polizist so freundlich ausführlich eine Demo erklärt - bevor ich mich allerdings bedanken kann, unterbricht uns ein anderer Beamter, der etwas von ihm will. Und Dienst geht bekanntlich vor.



    Ich laufe ein paar Meter mit der Demo mit, als ich durch einen Anruf von Schnuppi unterbrochen werde -
    dann ist es auch schon 15 Uhr, und die Krimiführerin wartet.


    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Die beiden Helden, die die Stadtführerin mit dem markanten pinkfarbenen Regenschirm da vor sich her hält, könnt Ihr hier gleich noch mal in Groß bewundern (bissl runterscrollen). Und in dem Link kommt auch gleich ein Dauerthema bei jeder Krimiführung, egal wo, zur Sprache, nämlich dass viele Szenen nicht vor Ort, sondern ganz woanders gedreht worden sind. Z.B. erinnere ich mich an eine Schluss-Szene beim Bullen von Tölz, die auf der mir seit Kindheit vertrauten Pöckinger Bahnhofsbrücke spielte.


    Manches passiert dann doch in Münster, dazu muss auch schon mal ein Bankgebäude zwischen Rathaus und Dom als katholisches Internat herhalten, in dem ein Mord geschehen ist, den Börne/Thiel aufklären müssen.




    Diverse Restaurantszenen spielen sich im "Kiepenkerl" ab, es gibt den großen und den kleinen, und davor das Denkmal desselben. Kiepenkerle waren hausierende Kleinbauern aus dem Umland, die landwirtschaftliche Produkte verkauften, sich aber auch als Heiratsvermittler betätigten. Auf jeden Fall Münsteraner Originale.




    Wenn man Tatort oder Wilsberg guckt, möchte man meinen, Münster ist die Hauptstadt des Verbrechens. Nun, das ist sie nicht, lediglich in einem Delikt ist die Stadt deutschlandweit Spitze, nämlich bei den Fahrraddiebstählen. Pro 100.000 Einwohner wurden 2011 in Münster laut WAZ 1.756 Räder geklaut, weit abgeschlagen dahinter landeten Bremen (1.185), Lübeck (1.124), Magdeburg (1.076) und Freiburg im Breisgau (1.036). Hamburger (755), Berliner (751) und Münchner Radldiebe (387) sind da vergleichsweise inaktiv (das soll jetzt, bittschön, keine Aufforderung sein).


    Aber es gibt auch echte Kriminalfälle in Münster. Einer, der Fall Rohrbach, ist bis heute nicht geklärt.
    1957 wurde an der Aa in der Innenstadt ein männlicher Torso gedunden, identifiziert als Hermann Rohrbach. In einem von skandalösen Fehlern strotzenden Indizienprozess wurde seine Witwe zu Lebenslang verurteilt. Angeblich sollte sie ihn mit Tallium vergiftet, zerstückelt und dann über die Stadt verteilt haben. Den nicht gefundenen Kopf habe sie, so das Gericht, im Kamin verbrannt, "Beweis": Eine erhöhte Tallium-Konzentration im Kamin. Im Wiederaufnahmeverfahren - nachdem der angeblich verbrannte Kopf doch noch aufgetaucht war - bewies die Verteidigung u.a., dass Tallium in Münsteraner Kaminen häufig zu finden war, zum Teil in wesentlich höherer Konzentration als im Rohrbach-Haus, Maria Rohrbach wurde daraufhin 1961 freigesprochen.


    Hier war der erste Fundort - ein Busfahrer habe noch Jahre später die Haltestelle als "Rohrbach Sägewerk" ausgerufen.



    Die Tour endet dort, wo ich am ersten Tag meiner Münster-Tour schon war - bei "Wilsberg",



    wo der Inhaber Michael Solder mehrmals im Jahr seinen Laden ausräumen muss, damit Schauspieler, Drehteam und Kameraausrüstung in den winzigen Räumen Platz finden.


    So, jetzt muss ich aber heim, Wilsberg gucken - letztendlich war ich etwas zu spät, meine Frau hat's zum Glück aufgenommen.


    - ENDE -

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Danke, danke , lieber Grizzly,


    auch wenn sich ein verregnetes Ende ergab, deine zahllosen Stadtbesichtigungen , hier dankenswerter Weise in aufwändiger Berichterstattung eingestellt, wurden allesamt immer wieder mit Spannung erwartet.


    Das lag wohl auch an deinen Hintergrundberichten und deiner detaillierten Sichtweise und Beschreibungen.


    Großes Lob, lieber Grizzly


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Das war ein großes Finale deiner Berichterstattung über Münster und Umgebung.


    Ich hoffe, du hast den Kiepenkerl nicht nur fotographiert, sondern hast dort auch einmal eines der münsterländer Spezialitäten probiert.


    Zum Abschluß deiner großartigen Serie noch ein Geheimtip für das Münsterland:


    Die Wasserburg Vischering in Lüdinghausen ist jederzeit einen Umweg wert. Leider habe ich keine Bilder um einen entsprechenden Bericht zu erstellen. Auch fehlt mir momentan die Zeit dies nachzuholen.


    Noch einmal recht herzlichen Dank für deine aufwendige Berichterstattung, lieber Grizzly. Bin gespannt, was du uns als nächstes präsentierst.

  • Ein hervorragender Bericht über Münster, die Stadt des westfälischen Friedens. Obwohl wir so oft schon in Münster waren, hast du uns mit viel Neuem überrascht.


    Herzlichen Danki,
    Irmgard und Klaus

  • Hier noch einige Bilder dieser wunderschönen Stadt, die wir vor zwei Wochen wieder einmal besucht haben.
























    Lieben Gruß aus Westfalen,
    Klaus

  • :)


    Wie ich sehe, erfreut sich die Stadt Münster in diesem Forum großer Beliebtheit.
    Mir gefällt die Stadt auch sehr gut.


    Einige Bilder kann ich auch noch beitragen.


    Ganz in der Nähe des Schlosses gibt es einen schönen Botanischen Garten. Es lohnt sich auf jeden Fall, dort mal vorbeizuschauen.
    Ich war ebenfalls im Monat August vor einigen Jahren dort.











    Zur Vervollständigung füge ich noch 2 Bilder vom Krameramtshaus hinzu. Es war das Versammlungshaus der Kramergilde. Es wurde in der 2. Hälfte des 16. Jh. erbaut.






    Dann habe ich noch 2 Fotos von der Innenstadt (mit Brunnen und Fahrrädern).






    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Dankschön für die Ergänzungen !
    Mit so schönen Blumenbildern konnte ich bei meinem März-Besuch natürlich nicht punkten.

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