Jordanien - Auf nach Petra

  • Mein Besuch in Petra ist zwar schon ein paar Jahre her, aber im Gedächnis - als wäre es erst letzte Woche gewesen. Mit meinem Reisekumpel Martin bin ich Anfang November 2008 - von Dahab aus - aufgebrochen, um die Felsenstadt Petra anzusehen.


    Thomas Edward Lawrence (Lawrence von Arabien) meinte, dass jede Beschreibung vor dem eigenen Erleben der Stadt verblassen müsse. Petra ist der herrlichste Ort der Welt," schrieb er in seinen Memoiren.


    Am 6. Dezember 1985 wurde Petra in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.


    Los gehts, auf nach Petra!!


    Kurz vor Taba gibt es eine kl. Touristenfähre, mit der wir über den Golf von Aqaba auf die andere Seite schipperten.



    Ca. 40 Min. später konnte man schon sehr deutlich die Küste von Aqaba erkennen. Irgendwie schoß mir beim Anblick der Häuser folgendes in den Sinn: Der Gute hat sich verfahren, wir sind kurz vor El Gouna. Die frappierende Ähnlichkeit ist schon erschreckend.



    Von Aqaba ging es weiter am Wadi Rum vorbei



    Kurzer Stop - mit grandiosem Blick auf die "Petra Mountains"



    Ankunft in Petra. Dieser Weg führt in die Felsenstadt (links die Vier-, rechts die Zweibeiner)



    Die ersten „Monumente“, die unsere gierigen Augen erblickten, waren auf der rechten Seite s.g.: Jinn Blocks, eine aus dem Arabischen abgeleitete englische Bezeichnung für Block- oder auch Turmgräber, die für mich eher wie überdimensionale „Werters Echte Karamellblöcke“ aussahen.



    Lange Zeit dachte man, dass es sich bei den Bauten um Wasserbehälter handelte, bis man sie dann aber tatsächlich, anhand von gefunden Grabkammern - als Gräber identifizieren konnte.



    Linke Hand entdeckten wir das wunderschöne Obelisken-Grab, auch Trikliniumgrab genannt. Das Obelikengrab, vor dem wir hier standen besteht eigentlich aus zwei übereinander liegenden Gräbern – die zu dem - aus zwei verschieden Epochen stammen.

    Ich hoffe ihr könnt auf dem Bild den Unterschied erkennen, der obere Teil war zuerst da.
    Im unteren Teil befindet sich ein s.g. Triklinium - Triklinien sind Räume die zu den Gräbern gehören (man findet auf dem Gelände verstreut noch andere). In ihnen hielten die Angehörigen nach der Bestattung u.a. den „Leichenschmaus“ ab, oder feierten dort auch andere besondere Feste.
    Genau wie bei den Pyramiden, werde ich nie verstehen können, wie vor so langer Zeit - solche wunderbaren Bauwerke entstanden sind.
    Nur unwesentlich weiter am „Bab el Siq“ beginnt der „eigentliche Eingang“ zur Stadt Petra. Beim durchlaufen des Siq`s bekam ich das Gefühl, als rückten die mächtigen Felswände immer näher zusammen. Die knapp 1.200 m durch die Felsschlucht ließen in meinem Inneren die unterschiedlichsten Gefühle aufkeimen:


    Bedrängung durch die schrägen Wände, die ca. 100m in den blauen Himmel ragen und unglaublichen Respekt vor der Natur und den Menschen, die hier einmal gelebt haben. Die Farben der Felswände, sie gleißende Sonne, dass überdimensionale Umfeld – einfach unbeschreiblich.
    Die weiteste - oder breiteste Stelle zwischen den Felswänden soll ca. 16 m und die engste keine 2,20m messen. Egal wie breit oder hoch, der Weg den wir gingen war und ist seit je her der Hauptverkehrsweg in diesem Gebiet.



    Auf dem Weg nach „unten“ windet sich auf der linken Seite ein in den Felsen „gearbeiteter“ Wasserkanal, der irgendwann später auf die rechte Seite wechselt.


    Heute liegen die Wasserwege offen, damals waren sie wegen der Verdunstung vorsorglich abgedeckt - denn die Nabatäer waren eben ein sehr schlaues Völkchen.


    Der Weg schien kein Ende zu nehmen, nach den vielen Stunden fühlten sich meine Beine wie Blei an. Aber ich musste und wollte weiter.
    Als der Felsspalt heller wurde und ich zuerst nur einen kleinen Teil dessen sah, weshalb ich überhaupt hier war, erfüllte mich eine unglaubliche Leichtigkeit. Hört sich ggf. blöde und / oder geschwollen an, aber genau so wars.
    Jetzt begriff ich es: Nur wer es mal gesehen hat, wer durch den Siq gelaufen ist und vor dem Al-Khazneh stand, der kann dieses unbeschreibliche Gefühl evtl. nachempfinden. Erzählen kann man viel.

    T.E. Lawrence sagte seinerzeit schon: Petra ist der herrlichste Ort der Welt. Nun konnte ich seine Worte erst wirklich verstehen. Dieser Ort ist einfach einzigartig.


    Martin schoss sein erstes "Schatzhaus Bild" um 13.37h

    - meines zeigt exakt die selbe AufnahmeZeit. Obwohl ich "bildlich gesehen" zu wissen glaubte, was meine Augen gleich sehen würden, verschlug mir die Wirklichkeit den Atem.


    --


    Martin und ich trennten uns, er wollte weiter, seine jugendliche Neugier trieb ihn "in die Berge". Wir verabredeten uns für kurz vor 15h im Eingangsbereich des Besucherzentrums.
    Ich brauchte Zeit, hockte mich auf eine gerade frei gewordenem Bank, wollte erfassen, begreifen und aus vollem Herzen genießen.
    Wie "Alice im Wunderland" lief ich später dann ohne Ziel einfach weiter. Der Weg führte wieder in eine ca. 300m lange Felsenschlucht, wurde dann aber zunehmend breiter. Laut Plan befand mich auf dem Weg in Richtung Theater, hier häuften sich die Gräber dann auf der rechten Seite wieder.



    Ich erreichte einen Platz, auf dem man sich auf die Touristen voll und ganz eingestellt hat. Hier gibt es ein WC, einen Shop und eine Tee- und Kaffeestube und es lohnt es sich eher hier mal zu verweilen, als oben am Schatzhaus.

    Wer kennt sie nicht, die kl. und gr. Glasflaschen mit Motiven der Wüste aus buntem Sant. In Hurghada und anderswo muss dem Sand Farbstoff beigemengt werde. Das ist hier anders. Denn die Natur bietet farbigen Sand in sehr vielen Schattierungen. Es wird erzählt, dass Mohammed Abdullah Othman, in Petra geboren, sich das Handwerk selbst beibrachte und als Erster vor Ort solche Sandflaschen feilbot.



    Nur ein kleines Stückchen weiter erreicht man die "Straße der Fassaden".


    Dort die sind die Gräber auf 4 übereinander liegenden Ebenen angeordnet. Wer festes Schuhwerk an hat, der sollte nicht einfach nur vorbei gehen, sondern über die Trampelpfade ein paar "mehr" Blicke hinein werfen. Die Farben der Felsen sind einfach unblaublich.


    Bis ca. 1985 war die Gräberstadt, dass zu Hause der Beduinen vom Stamm B`doul, die dann aber im Zuge der touristischen Nutzung zwangsumgesiedelt wurden. "In ihrer Zeit" nutzen sie die kühlen "Räumlichkeiten" als Wohnung- und Stallungen.

    Wie das Leben der Menschen in der Gräberstadt aussah, kann man sehr eindrucksvoll in dem Buch "Im Herzen Beduinin" nachlesen, das ich vor Ort an einen BeduinenShop entdeckt und mich faltig geärgert, weil es den Schmöcker nur in englisch gab. Kurze Zeit später erschien es aber auch bei uns in Deutsch.


    Unmittelbar an die Straße der Fassaden grenzend - erreicht man das Theater, das 1961 entdeckt und ausgegraben wurde. Es konnte ursprünglich über 5000 Personen auf 33 Sitzreihen aufnehmen. Heute hat der Zahn der Zeit sein übriges getan und doch lässt sich noch alles sehr gut erkennen.



    Schräg gegenüber, auf dem Hügel El Khubthah (oder auch Jebel Khubtha geschrieben), der den ganzen westlichen Teil der Stadt überragt, liegen die s.g. Königsgräber. Um sie näher in Augenschein zu nehmen, muss man u.a. eine steile, aber neu gemauerte Treppe nach oben. Eigentlich hatte ich keinen Bock mehr, denn der Akku meiner Kamera war fast leer.
    Aber der Weg lohn sich und ich hatte Hoffnung, dass Martin schon hier war und Bilder im Kasten hatte. Zuerst erreicht man das Urnengrab. Für wen es mal gebaut wurde, ist bis heute völlig unklar.


    Die Fassade dominiert durch ihre vier, aus dem Sandsteinfels gemeißelten riesigen Wandsäulen. Wer nach oben schaut, kann eine Urne und vier Büsten erkennen, die aber durch Erosion sehr gelitten haben. Die wie Fenster aussehenden, drei Löcher zwischen den Säulen sind auch Gräber.
    Der Innenraum erscheint auf den ersten Blick eher unscheinbar, wie viele hier in Petra. Man muss schon genauer hinsehen um etwas zu entdecken. Der Raum hat ein Seitenmass von ca. 20m. Später fand ich raus, das er Innenraum erst nach dem Umbau eines Bischofs im Jahr 447 so wie heute aussieht.


    Vor dem Grab befindet sich ein gr. Platz, von dem aus man eine sehr schöne Aussicht hat. Geht man aus dieser Tür wieder auf dem Vorplatz und schaut nach rechts, sieht man einen angrenzenden gigantischen Säulengang.


    Ein Bick auf die Uhr - Upps - jetzt aber im Doppelgäsemarsch zurück. Ich machte mich auf den Rückweg. Was vorher stetig nach unter ging, verlief jetzt logischerweise jetzt bergauf und ich hätte gern mal die Augen geschlossen, mit den Fingern geschnippt und am Besucherzentrum gestanden. Irgendwann traf ich dann Martin wieder und wir liefen gemeinsam zurück.
    Petra sieht, je nach Sonnenstand - und Tageszeit immer faszinierend anders aus. Gegen 15.30h kamen wir, an dem Anfang der 80 Jahre eingerichteten Besucher Zentrum an



    und hatten die ca. 400m Höhenunterschied etwas pustend gemeistert. Aber nicht nur wir sahen nicht mehr ganz so taufrisch aus, vielen anderen Besucher konnte man die Strapazen im dennoch begeisterten Gesicht ablesen. ......


    ENDE des ersten Tages in Petra ..

  • Ein herrlicher Bericht Conny!


    Ich wußte schon immer, das ich dieses einmalige Monument mit eigenen Augen sehen muß. So wie du es wunderbar beschreibst, muß es etwas ganz besonderes sein.
    Etwas erschreckt hat mich der mühsame Marsch vom Besucherzentrum und zurück. Gibt es da keine andere Möglichkeit?


    Wie seit ihr denn von Aqaba nach Petri gekommen? Danke für die Info mit der Fähre.

  • Also Conny,


    kein Wunder , dass du den Wüstenvirus aufgeschnappt hast.


    Was mich aber bei diesem Bericht so richtig begeistert, ist, dass es dir hier gelungen ist, uns deine aufgewühlte Gefühlswelt zu vermitteln.


    Mit jedem Bild mehr tauchst du hier vorbei an traumhaften Wüstenkulissen in eine unglaublich sehenswerte Schlucht ein.


    Und- es ist dir gelungen, den Spannungsbogen bis zum Eintreffen ins historische Petra hoch zu halten.


    Kein Wunder, angesichts der gezeigten Felsformationen und in Sandsteinfels gehauenen monumentalen Baukunst.


    Während der Schilderung entlang des in der Hitze und der Länge geschuldeten Weges brach sogar bei mir fast der Schweiß aus, da ich mich doch sehr einfühlsam hinein denken konnte .


    Herzlichen Dank , dass du uns so einprägsam die Jahrtausend alten "Nabatäer Schätze" vorgestellt hast.


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Was Du beschreíbst, Conny, ist (wörtlich genommen) , einfach wunderbar!
    So ungewöhnlich!


    Da fragte ich mich spontan, ob diese Felsenstadt nicht ein Weltwunder ist.
    Ich habe nachgeschaut:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwunder
    Zitat:
    Die „Neuen 7 Weltwunder“
    Am 7. Juli 2007 wurden in Lissabon im Rahmen einer aufwändig inszenierten Fernsehshow die „New 7 Wonders of the World“ bekannt gegeben:
    • Chichén Itzá, Mayaruinen auf der Halbinsel Yucatán (Mexiko)
    • Chinesische Mauer, Grenzbefestigungsanlage (Volksrepublik China)
    • Cristo Redentor, Christusstatue in Rio de Janeiro (Brasilien)
    • Kolosseum, antikes Amphitheater in Rom (Italien)
    • Machu Picchu, Inkaruinenstadt in den Anden (Peru)
    Petra, Felsenstadt (Jordanien)
    • Taj Mahal, Grabmal (Indien)



    Danke, dass Du diese Erinnerungen hervorgeholt und uns davon erzählt hast!


    Gruß,
    Elke

  • Ich brauchte Zeit, hockte mich auf eine gerade frei gewordenem Bank, wollte erfassen, begreifen und aus vollem Herzen genießen.....


    Ja, wie gut ich mich da in dich hineinversetzen kann arkadas - Staunen und den Gefühlen Raum geben....


    schön, daß Du uns daran teilhaben lässt :)

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

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