Im vergangenen Winter hatte ich Gelegenheit, die Gläserne Manufaktur in Dresden zu besichtigen. So altmodisch der Begriff, so moderne High-Tech-Automobile werden in dieser Manufaktur mit viel Handarbeit gefertigt.
Das Modell der Fabrik
Dieses Gebilde erinnert an das ehemalige Kugelhaus in Dresden
https://www.glaesernemanufaktur.de/
Ein Klick auf diese Web-Site ist sehr empfehlenswert. Sie ergänzt meinen Bericht.
Begonnen hatte alles damit, dass der ehrgeizige und umtriebige Porsche-Enkel Ferdinand Piech (normalerweise gehören da zwei Pünktchen auf des „E“) als Vorstandsvorsitzender von Volkswagen vor ca. 15 Jahren die Idee hatte, Mercedes und BMW Paroli zu bieten, indem auch der Hersteller von Autos für die Masse der Autofahrer in das Segment der Luxusautomobile einsteigt. Das bringt was fürs Prestige und Geld verdienen kann man auch damit, so hat er es zumindest seinem Aufsichtsrat erzählt. Geld verdient der Konzern allerdings nach mehr als 10 Jahren auch heute noch nicht mit dem Auto. Egal, jedenfalls wurde eine weltweit einzigartige Automobilfabrik mitten in die Großstadt Dresden gestellt, die allein schon der Architektur wegen einen Besuch wert ist.
Wer mehr über einen von Deutschlands großen Industriebossen erfahren will, der sehe einfach mal bei Wikipedia nach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Pi%C3%ABch
Der gesamte Gebäudekomplex dieser Fabrik ist verglast. Die Autos, es handelt sich um das Modell VW Phaeton werden auf mehreren Etagen zusammenmontiert und nach Fertigstellung in einem ebenfalls gläsernen runden Turm bis zur Abholung gelagert.
In diesem 40 Meter hohen Turm können auf 16 Ebenen 280 Pkw geparkt werden. Ein Teil der Fahrzeuge wird vom Käufer dann direkt in diesem Werk abgeholt. Eine Abholung des Geländewagens Touareg und des VW CC ist ebenfalls in Dresden möglich.
Die Fabrik an sich ist eine Schau. Parkettböden überall, Monteure in weißen Anzügen und Handschuhen, kaum Geräusche aufgrund sehr leiser Werkzeuge und Maschinen erlauben eine angenehme Besichtigung für Neugierige wie mich, wobei diese Besichtigung nur im Rahmen einer Führung (kostet 5 Euro) möglich ist.
Natürlich hat man nach der Führung auch Gelegenheit, ein paar fahrbare Ausstellungsstücke zu inspizieren. Derzeit werden 56 Pkw am Tag produziert, wobei die Kapazität des Werkes bei 100 Pkw liegt. Es ist also noch Luft nach oben.
Teuer ist das große viertürige Auto meines Erachtens nicht. Der Spaß beginnt bei ca. 60.000 Euro, wobei auch hier wie bei der Konkurrenz der Preis spielend verdoppelt oder verdreifacht werden kann. Wie in dieser Klasse üblich, gehen 80 % der Produktion in den Export, allen voran ins Land des Turbokapitalismus, die Volksrepublik China.
Das Wunderwerk der Technik kann man mit 6-Zylinder-Dieselmotor oder auch mit 12-Zylinder-Benziner-Turbo-Motor kaufen. Letzter hat dann um die 500 PS! Sicherlich lässt sich die Leistung und Ausstattung noch den individuellen Wünschen anpassen...
Meine Frage nach dem doch sicherlich großen Verbrauch an Heizenergie bei diesem Glaspalast wurde dahingehend relativiert, dass es sich praktisch um zwei gläserne Hüllen für die Fabrik handelt. Verbunden mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem sollen sich die Heizkosten in Grenzen halten.
Die Produktion ist wie oben bereits erwähnt in einem mehrstöckigen L-förmigen Gebäude untergebracht. Ein großzügiger Anbau dient Ausstellungszwecken und wird auch für Veranstaltungen genutzt.
Fertig ist so ein Fahrzeug im übrigen in 2 Tagen. Die Karosserien werden im Werk Mosel gebaut und dann wie auch andere Fahrzeugkomponenten mit der Straßenbahn (!) zur Manufaktur gefahren. Somit gibt es praktisch keinen Schwerlastverkehr vom und zum Werk.
Hier im Restaurant im passenden Design kann man die Eindrücke der Besichtigung verdauen.
Auch die Toiletten sind von edelstem Design.
Wer demnächst vorhat, Dresden einen Besuch abzustatten, kann es durchaus in Erwägung ziehen, nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten der vergangenen Jahrhunderte auf sich einwirken zu lassen, sondern ein gelungenes Stück Industrie-Architektur verbunden mit hochmoderner Technik in den Besichtigungsplan mit einzubauen.
Die teils schlechte Bildqualität bitte ich zu entschuldigen. Teilweise mußte ich durch Glasscheiben hindurch fotografieren. In der Produktion selbst herrschte Fotografierverbot. Irgendwie passierte es dann doch, daß ich gelegentlich versehentlich auf den Ausläöser gedrückt habe.
Jürgen