VAN HEEK TEXTILES in Losser > Produktion von Brillianta > Exkursion Stuttgarter Hersteller

  • Im November 2011 führte ein Kreis Stuttgarter Verlagshersteller wieder mal eine Exkursion durch. Sie führte uns nach Losser in den Niederlanden.


    Mit der DB ging es pünktlich in Stuttgart los. Während der Zugfahrt entlang dem Rheintal handelten wir uns eine übliche Verspätung ein, die der Zug bis Dortmund nicht mehr reduzieren kann. Leider verzögerte sich unsere Weiterfahrt nach Münster, so dass wir den Anschlusszug nach Gronau/Enschede verpassten. Wir verloren somit eine Stunde und mussten unseren Gastgeber informieren, dass wir Dank der DB eine Stunde später am Freitag eintreffen würden.


    Jenseits der Grenze bei Gronau ist der Produzent Van Heek textiler Gewebe und Gewirke in Losser ansässig.



    Eine Masse an Büchern sind klebegebundene Taschenbücher oder fadengeheftete Bücher mit bedrucktem Überzug. In der Verlagswelt gibt es auch Buchproduktionen, die eine besondere höherwertige Ausstattung oder Haptik erhalten.


    Zu den wertvolleren Ausstattungen gehören dann Leinenbände, die zum Schutz häufiger einen Schutzumschlag oder Schubereinband erhalten. Das Buchleinen Brillianta wird von van Heek in Losser hergestellt und durch Gebr. Schabert in Deutschland vertrieben. Über diesen Partner kam es dann auch zu der Exkursion, die ich hier mit Fotos dokumentiere.


    Am Bahnhof Gronau wurden wir abgeholt. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Betriebsstätte.


    Auf Grund der Verspätung wurde sofort mit der Führung begonnen um die Maschinen möglichst noch in Tätigkeit zu sehen.


    Der Herstellprozess von Brillianta war der Leitfaden der Betriebsbesichtigung.


    Für die Herstellung von Bucheinband kauft Van Heek die Spulen (Garn) in Westeuropa ein, weil man für die Produktion eine gleichwertige hohe Garnqualität benötigt.


    Gut 500-700 Garnrollen werden in ein Spulengatter gehangen um daraus den ersten Verarbeitungsschritt zum gewebten Leinen anzugehen.



    Die einzelnen Fäden laufen störungsfrei


    über einen Zylinder zusammen


    und werden dann zu einem Zettelbaum (siehe Rätsel Spez_0739) gewickelt.
    In einer Minute werden zwischen 600 bis 1500 m Garn auf den Zettelbaum gespult.



    Die Anzahl der Garne eines Zettelbaums reicht nicht aus um daraus anschließend ein Leinen zu weben.


    Somit werden mehrere Zettelbäume zu einem Kettbaum gewickelt,



    da man je nach Rollenbreite mehrere tausend Fäden zum Weben eines Leinens benötigt.



    Die seitlichen Fäden werden zum Verknoten des Kettbaums an beiden Seiten benötigt.



    Die Wickelgeschwindigkeit für einen Kettbaum liegt bei etwa einem Zehntel der Zettelbaumerstellung.



    Spätestens bei der Erstellung des Kettbaums wurde es nochmals deutlich warum man auf eine hochwertige Qualität des Garnes wert legt. Die Spulen dürfen bei der Erstellung eines Zettelbaums nicht reißen. Weil mehrere Zettelbäume einen Kettbaum ergeben, müssen die Spulen möglichst eine einheitliche Gesamtlänge aufweisen.


    Der vorgefertigte Kettbaum weist nun ausreichend parallele Garnfäden auf um damit im Webstuhl zum Leinen gewebt zu werden.


    Dazu benötigt man den Schussfaden, welcher im 90° Winkel von der einen zur anderen Seite durchgeschossen wird,


    damit dadurch ein Gewebe "in unserem Falle Leinen" entsteht.


    Impressionen des Webens





    Die Webkante wird abgetrennt und das Gewebe wird auf Rollen gewickelt.




    Zitat

    Weiter des Weges kamen wir an einem Webstuhl vorbei auf dem ein anderes Gewebe gefertigt wurde.



    Das Gewebe wird anschließend auf Qualität geprüft.



    Damit wäre nun das Mutterleinen für Brillianta gefertigt, doch die Kunden benötigen kein unbehandeltes Rohmaterial.


    Im Anschlussprozess wird das Rohmaterial gefärbt.
    Das Färben konnten wir nicht mehr sehen, da das Wochenende bevorstand
    und gefärbtes Material zeitnah weiterverarbeitet werden muss!


    Ein Blick auf die ruhende Färbemaschine.


    Das gefärbte Gewebe muss anschließend getrocknet und geglättet werden.

    - -


    Am Ende einer Maschine erblickten wir eine Rolle mit farblichen Musterproben.


    Damit das gefärbte Leinen später als Buchleinen genutzt werden kann, muss es noch einseitig mit Papier beschichtet werden.



    Bevor die Ware zum Versand gelangt oder im Lager zwischengelagert wird
    findet nochmals eine Qualitätsprüfung des Gewebes und des Farbtons statt.



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    Während unserer Betriebsbesichtigung konnten wir auch einen Blick in die Produktion von Gewirke werfen.



    Van Heek erstellt u. a. Gewirke für die Tabakindustrie zum Rollen der Tabakblätter für Zigarren,
    Insekten- oder Pollenschutz, Sonnenrollos, usw. .



    Impressionen in die bewährte Maschinentechnik




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    Nach der Besichtigung gingen wir gegenüber des Werks in ein firmeneigenes Gebäude (rechts im Foto erkennbar),
    welches die Mitarbeiter in der Freizeit renovierten.



    Dort kann man Kleinigkeiten verzehren oder nach Feierabend gemeinsam noch ein Bier usw. genießen.



    Ich bedanke mich bei der Firma Van Heek für die Gestattung die Bilder für diesen Internetbeitrag zu verwenden.


    Nach dem gelungenen Besuch bei Van Heek machten wir uns am nächsten Tag auf den Heimweg und legten noch einen Stopp zur Besichtigung der Welterbestätte Zollverein in Essen (siehe Rätsel D_0745) ein.



    Link zu einer früheren Exkursion > GGP in Pößneck

    [COLOR="#0000CD"]Entdecke die Welt, wie einst Captain Cook, Baedeker oder Marco Polo[/COLOR]


    Carpe Diem Annette und Hartmut


    [COLOR="#008080"]Wissen schafft Wissen - jeden Tag entsteht neues Wissen![/COLOR]

  • Ein interessanter Einblick, den du uns hier gewährst. Da werde ich sicherlich dran denken, wenn ich das nächste mal einen Leinband in der Hand habe (z. Zt. ist es ein Taschenbuch).


    Danke Hartmut,
    Klaus

  • Ein interessanter Einblick, den du uns hier gewährst.


    Schön, dass er Dir gefallen hat. Bei van Heek bekam ich auch die Gelegenheit ungehindert fotografieren zu können um es Interessierten näher zu bringen. Das ist nicht immer so.


    Da werde ich sicherlich dran denken, wenn ich das nächste mal einen Leinenband in der Hand habe (z. Zt. ist es ein Taschenbuch).


    Vielleicht machst Du dann ein Foto von dem Buch und stellst den Leinenband hier als Dokumentation ein?

    [COLOR="#0000CD"]Entdecke die Welt, wie einst Captain Cook, Baedeker oder Marco Polo[/COLOR]


    Carpe Diem Annette und Hartmut


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  • Danke für diesen interessanten Beitrag, Hartmut.
    Wenn man eines dieser schön gestalteten und in Leinen gebundenen Bücher in die Hand nimmt, hat man keine Vorstellung, welch hoher Aufwand dahinter steckt!
    Zum Glück besitze ich noch einige solche Exemplare und werde sie jetzt mit einem ganz anderen Gefühl aus dem Bücherregal nehmen.
    Kein Wunder , dass viele davon über dem kostbaren Leineneinband noch einen Schutzumschlag aus Papier hatten ( und haben)


    Gruß,
    Elke

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