1. Pleiten, Pech und Pannen als Touristenattraktion
Es gab für mich in Stone Town, das meistens Zanzibar City genannt wird, zwei herausragende Aufenthaltsorte. Das eine ist das Africa House, von dessen Terrasse man den besten Blick auf den Sonnnenuntergang hat (rechtzeitig kommen !) und das Livingstone House, ein direkt am Strand gelegenes Restaurant und einstiges Quartier des Missionars und Afrikaforschers, von dem es seinen Namen hat.
Bemerkenswert dort die Toiletten-Wartezone: Einer Sitzbank mit Kissen, darueber dreht ein Ventilator - tak-tak-tak, wie ein alter Traktor.
Direkt neben dem Restaurant haben 2 Autofähren angelegt, die nach Daressalaam fahren. Die Straße davor ist geteert, nur die letzten Meter Zufahrt zur Fähre nicht - so laeuft das Beladen der Faehren unter der Ueberschrift "Pleiten, Pech und Pannen". Die Restaurantgäste, die, wie ich, die Füße im Sand und die Bier- oder Wasserflasche auf dem Tisch haben, lassen sich dieses Schauspiel, das sich fast jeden Nachmittag wiederholt, nicht entgehen.
Es fängt damit an, dass ein ausgedienter japanischer Schulbus vor der Rampe im Sand stecken bleibt und die Auffahrt blockiert - nichts geht mehr.
Große Diskussionen, Versuche, die eingegrabenen Räder freizuschaufeln, die Touris vom Livingstone House (nicht nur ich) zücken ihre Kameras, und auch die Erdnuss- und T-Shirt-Verkaeufer versuchen ihr Glück.
Als naechstes versucht sich ein LKW auf die Nachbarfähre zu draengeln. Nicht nur, dass er den Bus dabei rammt - Folge: Seitenscheibe rechts hinten kaputt und eine kraeftige Beule- auch er bleibt in dem aufgewühlten Sand stecken.
Eine Weile geht gar nichts mehr.
Irgendwann zieht ein anderer LKW seinen Kollegen und dann den Bus rückwärts wieder raus. Mit neuem Anlauf klappts dann doch noch - grosser Applaus der in eine Dieselwolke gehüllten Anwesenden.
Danach geht es Schlag auf Schlag.
Wie eine Gazelle hüpft ein Nissan Micra auf die Ladeflaeche,
gefolgt von drei größeren Limousinen japanischer Herkunft,
vermutlich Neuwagen, die zum Verkauf nach Daressalaam gebracht werden sollen.
Am Ende der Rampe müssen sie abrupt stoppen, um ihre rangierenden Kollegen nicht zu rammen.
Danach kehrt erstmal Ruhe ein, die Hafenarbeiter und Touristen ziehen sich zurück, die T-Shirt- und CD-Verkäufer versuchen woanders ihr Glück, und nur der Erdnussverkäufer zieht einsam am Strand weiter seine Runden.