Fotografieren - damals


  • Bei einem Besuch im Oberpfälzer Handwerksmuseum konnte ich diese alten Kameras bewundern.




    Da war ich doch froh um meinen kleinen, handlichen Fotoapparat.

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen


  • Da war ich doch froh um meinen kleinen, handlichen Fotoapparat.


    Nicht nur das- ich bin inzwischen auch recht glücklich mit der digitalen Technik!


    Was für ein Aufwand war das doch früher mit diesen Glasplatten!
    Fotografieren war eine Wissenschaft für sich und erforderte ( einschließlich Bildentwicklung) sehr viel Können.


    Aber die Glasplatten haben hundert Jahre und mehr überdauert.
    Wie wird das mit unseren digitalen Bildern sein?
    Ob die in 100 Jahren irgendjemand noch öffnen kann?


    Ich habe in einem FS-Bericht mal gesehen, dass man bereits dazu übergeht, ganz wichtige Dokumente auch analog zu speichern, weil die Sorge besteht, dass es in einigen hundert Jahren gar nicht mehr die Geräte und Programme gibt, um unsere digitalisierten Bilder zu öffnen.


    Über Jahrtausende am sichersten sind die in Stein eingmeißelten Dokumente ( Beispiel Ägypten). Haltbarer als gedruckt oder in Holz geschnitzt.
    Für mich ist das ein faszinerender Gedanke


    Gruß,
    Elke

  • Mit dieser Belichtungsscheibe habe ich fotografieren gelernt, als ich zwölf Jahre alt war. Damals konnte die Kamera noch nicht alles selbst, sondern man mußte an etlichen Rädchen drehen, um Blende, Belichtungszeit und Entfernung einzustellen. Mein Vater zeigte mir, wie ich mit der Scheibe und anschließend mit dem Fotoapparat umgehen mußte. Mit der Zeit konnte ich es dann auch "auswendig".


    Vorgestern habe ich ein paar Portalstatuen am Ulmer Münster fotografiert. In der alten Voigtländer meiner Vaters aus den 30er Jahren hätte ich einen 18/10°-DIN-Film gehabt, das wäre die Anfangsstellung an der Scheibe gewesen. Tageszeit: 14 Uhr im September, Finger in "B", weiterdrehen. Aufnahmegegenstand "Gruppen im Freien" (auch wenn es keine lebendigen Gruppen waren): Finger in "E", weiterdrehen. Die Sonne schien, also "A", Weiterdrehen unnötig. Ergebnis: Blende 8, 1/50 sek (so lange konnte ich die Kamera gerade noch halten, ohne zu verwackeln) oder Blende 5,6 und 1/100 sek. Wie sich die eine oder die andere Einstellung auf das Foto auswirkte, wußte ich früher mal, habe es aber längst vergessen. Heute brauche ich ja nur noch auf den Auslöser zu drücken. Geht vor allem viel, viel schneller!




    Auch wenn die Urlaubssaison zu Ende geht, hier noch ein Reklameheftchen mit „Phototips für die Reise”. Es wurde in den Fotoläden an die Kunden verteilt und dürfte vom Ende der 50er Jahre stammen (die darin mehrfach erwähnte Belichtungshilfe "Lucimeter" gab es ab 1957).


    Auch wenn es also schon etwas veraltet ist – man erfährt doch immer wieder Interessantes: „Der Horizont ist waagerecht” oder „Die Welt ist farbig.” Und vielleicht freut es auch diejenigen, die schon fotografiert haben, als man noch ein bißchen mehr machen mußte, als bloß irgendwo draufzuhalten.

















  • Wow, dankeschön nyra, für diesen kleinen Auffrischungskurs, dessen Inhalte auch heute, im digitalen Zeitalter, immer noch Gültigkeit haben. Auch wenn zugegebenermaßen der Automatik-Knopf die Sache sehr stark vereinfacht, so kann es nicht schaden, sich ab und zu mit dem Zusammenspiel von Blende, Belichtungszeit und Filmempfindlichkeit zu beschäftigen.
    Für mich persönlich ist die Rückseite des gelben Fotokoffers DER Knaller: Ich bin ungefähr 200 Meter von der angegebenen Adresse entfernt aufgewachsen und schon mein Vater hat in den 60er-Jahren seine Fotos bei Foto-Carl entwickeln lassen.


    Liebe Grüße
    Helga

  • Ich bin ungefähr 200 Meter von der angegebenen Adresse entfernt aufgewachsen und schon mein Vater hat in den 60er-Jahren seine Fotos bei Foto-Carl entwickeln lassen.

    Das ist wirklich ein schönes Zusammentreffen! Ich weiß gar nicht, wie ich zu diesem Heftchen gekommen bin. Meine Großeltern wohnten bis Kriegsende in Hamburg, in den 50er Jahren also schon lange nicht mehr. Und ob mein Vater in dieser Zeit nochmal nach Hamburg gekommen ist? Vielleicht auf einer Dienstreise? Keine Ahnung.

  • Die Welt ist wirklich klein!

    Stimmt! :)


    Zum Thema „Fotografieren damals” fällt mir noch ein: In meiner Kinderzeit hat mein Vater seine Fotos selbst entwickelt – in einer runden schwarzen Dose. Die noch feuchten Filme hängte er dann zum Trocknen an die Wäscheleine; diese „Schlangen”, die, wie ich fand, den Leim-Fliegenfängern (kennt die noch jemand?) glichen, gefielen mir, aber ich war zu klein, um mich weiter dafür zu interessieren.


    Als mir mein Vater das Fotografieren beibrachte, wurden die Bilder im Fotoladen entwickelt. Man konnte wahlweise gleich „Entwickeln und Abzüge” bestellen oder „nur Entwickeln”, sich dann im Laden die Negative ansehen und angeben, von welchen Bildern man Abzüge haben wollte; auch Ausschnitte konnte man bestimmen, und ich habe das eifrig in Anspruch genommen.


    Als ich mir um 1980 wieder eine Kamera kaufte, wurden die Fotos routinemäßig von irgendwelchen Apparaten entwickelt. Man bekam einen Abzug von jedem Foto, egal ob es was geworden war oder nicht. Daran, daß man keine Ausschnitte mehr bestimmen konnte, habe ich sehr gelitten – weil es früher möglich war, aber auch wegen des ständigen Kontakts mit Pressefotografen, für die es selbstverständlich ist, „mit Fleisch drumrum” zu fotografieren, damit das Bild je nach Seitenlayout beschnitten werden kann. Heute, mit Digitalkamera und Computer, hat man dieses Problem ja zum Glück nicht mehr.

  • Ähnliche Erfahrungen wie Du , Nyra, habe ich auch gemacht.


    Ich hatte zwar keinen Lehrmeister bei meinen Fotografieranfängen ( erinnerst Du Dich noch an diese Boxkameras , natürlich SW mit Filmen für 6 der 12 Bilder? ), habe alles mit der Zeit durch eigene Erfahrung gelernt.
    Jedes Bild war damals kostbar.


    Ich habe immer bedauert, dass ich es nie gelernt habe, Fotos zu entwickeln.
    Auch später , als die Umkehrfilme aufkamen, war man auf die Qualität der Labore angewiesen, die alles nach 08/15 entwickelten.


    Vieles, was Du uns in diesem Ratgeber von Agfa zeigst, gilt auch heute noch! Den Zusammenhang zu kennen z.B. zwischen Blende, Belichtungszeit und ISO kann auch heute nicht schaden- auch bei den Kompakten kann man sehr oft die Automatik abschalten und selbst die Werte einstellen.


    Froh bin ich heute über die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung ....


    Danke für Deinen Exkurs in das Thema "Fotografieren - damals"


    Vile Grüße,
    Elke

  • ... erinnerst Du Dich noch an diese Boxkameras , natürlich SW mit Filmen für 6 der 12 Bilder? ...


    Jedes Bild war damals kostbar.


    Ich habe immer bedauert, dass ich es nie gelernt habe, Fotos zu entwickeln.

    O ja, an die Box erinnere ich mich gut, wenn ich auch selbst nie eine in der Hand gehabt habe.


    Kostbar – das kann man wohl sagen! Ich hätte als Schülerin nicht das Geld gehabt auch nur für einen einzigen Film monatlich inkl. Entwickeln und Abzüge. Mein Vater hat es bezahlt. Das hatte natürlich einen Haken: Wer zahlt, schafft an (wie man hier und wohl auch in Bayern sagt). Gelegentlich leistete ich mir mal ein Bild, für das meinem Vater jedes Verständnis fehlte. Nach seiner Auffassung fotografierte man die Familie oder Freunde, eventuell eine schöne Landschaft. Ich fotografierte also so was Extravagantes wie eine unscheinbare Straßenecke, die mir gefiel, und er fragte: „Was ist das denn??? Wer wohnt denn da?” Seine Reaktion machte mir klar, daß ein solches Bild – naja, das konnte man durchgehen lassen. Aber zwei von den acht 6x9-Fotos, die ein Film hergab, hätte er nicht mehr toleriert und bezahlt.


    Anfang der 80er Jahre war ich in einem Grafikatelier und habe den Umgang mit der Reprokamera und die Dunkelkammerarbeiten gelernt. Für mich selbst hat mir das aber gar nichts genützt. Die damaligen Pocketfilme (Farbfilme) konnten doch nur die 08/15-Labore entwickeln.


    Ich habe übrigens bald nach der Schulzeit mit dem Fotografieren aufgehört. Mein Vater schenkte mir eine moderne Kamera. Das bedeutete: Sie hatte nicht mehr den Kristallsucher, auf den man von oben herunterschaute. Jetzt mußte ich den Apparat vor die Augen halten; er war schwer, und der Auslöser ging schwer. Ich hatte nie eine ruhige Hand und verwackelte alles. Der Angestellte eines Fotoladens riet mir, mit einem Drahtauslöser zu fotografieren (um zu verhindern, daß ich beim Auslösen die ganze Kamera mitbewegte). Das half schon, aber insgesamt war das alles lästig und unangenehm. Erst um 1980, als es die kleinen leichten Pocket-Kameras gab, hab ich wieder angefangen.

  • Mit dieser Belichtungsscheibe habe ich fotografieren gelernt, als ich zwölf Jahre alt war. Damals konnte die Kamera noch nicht alles selbst, sondern man mußte an etlichen Rädchen drehen, um Blende, Belichtungszeit und Entfernung einzustellen. Mein Vater zeigte mir, wie ich mit der Scheibe und anschließend mit dem Fotoapparat umgehen mußte. Mit der Zeit konnte ich es dann auch "auswendig".

    Also, liebe Waltraud,


    allmählich wirst du mir unheimlich, lach.


    ist ja unglaublich, überhaupt aus dieser Zeit noch Unterlagen aufbewahrt zu haben. Um dann mit dieser Akribie, da haben wir hier im Forum zwar auch einige, diese Unterlagen noch so aufzubereiten. Das ist schon aller Ehren Wert.


    Aber spannend ist es allemal, zudem die dir noch die Mühe gemacht hast , dies in so anschaulichen Bildern zu veröffentlichen.


    Ich kann mich höchstens noch an meine "Agfa Klick" erinneren, Unterlagen darüber habe ich aber nicht mehr.


    Ein echter Gewinn, wenn ich das so sagen darf, für dieses Forum.


    Lieben Gruß
    Helmut

  • allmählich wirst du mir unheimlich, lach.


    ist ja unglaublich, überhaupt aus dieser Zeit noch Unterlagen aufbewahrt zu haben.

    Lieber Helmut,


    :evil: :mrgreen:


    eigentlich bin ich sehr gut im Ausmisten und eine begeisterte Wegschmeißerin, und weil ich öfter umgezogen bin, muß ich das auch sein. Aber ein paar kleine leichte Sachen habe selbst ich aus Sentimentalität aufgehoben. Und das Einscannen war viel weniger Arbeit, als es das Einstellen auch nur eines einzigen Fotos in diesem ziemlich arbeitsintensiven Forum ist ... :)

  • Hallo Helmut (und andere),


    ja, die Dia-Zeit. In #9 habe ich ja schon geschrieben, daß und warum ich um 1960 mit dem Fotografieren aufgehört und erst zwanzig Jahre später wieder angefangen habe. In den 50er/60er Jahren gab es Farbfilme, und man konnte im Fotogeschäft Abzüge davon machen lassen, aber die waren teuer und sahen furchtbar aus. Wer in dieser Zeit fotografierte, machte Dias, und mein damaliger Freund fotografierte viel. Ich mußte also helfen, Dias zu rahmen - eine Arbeit, die ich gehaßt habe. Immer dieses "Zeig mal - nein, da ist ja noch ein Fussel drin!" Ich fand es äußerst mühselig, und das Schlimmste an Dias war, daß man, um die Bilder anzugucken, sich entweder ein winziges Ding vor die Augen halten oder gleich das Wohnzimmer in eine Art finsteres Kino verwandeln mußte.


    Das hatte aber die berüchtigten Dia-Abende zur Folge. Sie wären sicher ein Genuß gewesen, wären schöne Fotos gezeigt worden, solche wie deine Aosta-Bilder. Das habe ich aber leider nie erlebt. Die guten Fotos meines Freundes sah ich nur, wenn wir sie rahmten, dafür aber die grottenschlechten seiner Verwandtschaft. Da saß man dann in der Finsternis, langweilte sich, litt und fraß sich zum Trost mit Salzstangen voll. Der Vortragende redete ununterbrochen und erklärte bei jedem Bild, was man darauf sähe, wenn nicht gerade ein Auto davorgestanden hätte oder jemand durchs Bild gelaufen wäre. Zwischendurch stand immer wieder mal ein Bild auf dem Kopf, woraufhin der Vortragende vermutlich (man sah es ja nicht im verdunkelten Zimmer) einen roten Kopf bekam und in hektische Betriebsamkeit verfiel: Magazin raus, längeres Gefummel, Magazin rein, Fortsetzung: "Und das war ... leider ein bißchen verwackelt ..."


    Als ich um 1980 wieder zu fotografieren anfing, war die Dia-Zeit (weitgehend? oder ganz?) zu Ende. Die Fotoläden machten wunderbare Papierabzüge, und wie die nach Jahren aussehen würden \\~ , ahnte man ja nicht ...

  • Das hatte aber die berüchtigten Dia-Abende zur Folge.

    Haha, ich komm gerade aus dem Kringeln nicht heraus. (und das, obwohl gerade die Skisaison mit dem Sölden Riesenslalom begonnen hat , 1. Lauf- meine Welt)


    Besser kann man das nicht zusammen fassen, auch wenn viele verschmitzte Schlenker drin sind. Natürlich , auch bei mir war das so.


    Im Keller wurden die von den Reisen gezeigten Dia einschl. mit Hintergrundberichten , von mir vorgetragen . Damit ich auch eine "volle Bude " hatte, gab es natürlich immer ein "Party Gedeck". Voller Erfolg, die sind alle wegen dem "mampfen" gekommen.
    Und ich hatte viel ZuhörerInnen , denen es zwischendurch auch gefiel, :P


    Allerdings bekamen sie erst in der Pause etwas "zur Stärkung" , danach waren es immer nur noch 5-10 Minuten bis zum Ende.
    hihi. Und die köstlichen Häppchen Platten waren leer.


    Eigentlich lief das , bis auf die normale , gesunde Nervosität vor den Vorträgen recht gut ab. Man versuchte alle möglichen Fehler von vorneherein zu vermeiden. Nur einmal viel die Lampe des Vorführgerätes aus - und es war kein Ersatzlämpchen vorhanden.


    Da schien es dann, als sei alles bisher schlecht vorbereitet gewesen ( da muss man doch daran denken).
    Kurz, ein Ereignis das jeder/m Psychologie Studentin/en als Einstiegsstudie zum Examen Einstieg gereicht hätte.


    Aber irgendwann lief sich auch das tot. Es blieben aber die schönen Momente über.


    lieben Gruß
    Helmut

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