Auf dem Salcantay Trail durch die Cordilliere Vilcabambavon Cuszco nach Machu Picchu
Als ich noch zur Schule ging, gab es noch keine Schulbücher mit bunten Fotos. In den Geographiebüchern waren hochglänzende Schwarzweißbilder.
So auch in unserem „Seydlitz“ – dem Standardwerk in Geographie.
Sehnsüchtig schaute ich oft auf die wenigen Fotos– sie regten meine Phantasie an und sind sicher mit Schuld, dass ich später alles dafür tat und sparte, um einige meiner Traumbilder in Wirklichkeit sehen zu können.
So ging es u.a. mit der geheimnisvollen Inkastadt Machu Picchu im Urwald von Peru.
Ich schloss mich einer Reisegruppe von 8 Teilnehmern an. Die Trekkingtour war organisiert von der Fa Hauser Expeditionen München.
https://www.hauser-exkursionen.de/
Der Charakter der Reise war eine Mischung zwischen Sightseeing und Bergtour in den Anden.
Wir gingen nicht auf dem sog. „Inkatrail“, auf dem man in 3-4 Tagen Machu Picchu erreicht und der sehr viel begangen wird, sondern wanderten 12 Tage in der Region Vilcabamba um den Sechstausender Salcantay herum.
Nach einem langen Flug von Frankfurt nach Lima erwischten wir an einem Samstag Anfang August noch den Anschluss an den Inlandflug nach Cuzco und landeten in ca 3500m Höhe.
Die Höhe war ungewohnt – man kann Ausdauer zu Hause trainieren, nicht aber die Höhenverträglichkeit.
Es dauerte Tage, bis ich mich wohl fühlte.
Die ersten beiden Tage verbrachten wir in Cuzco ( Cusco) und Umgebung. Ein Bericht über Cuzco, die Inkastädte Pisac und Sacsayhuaman folgen noch.
Am 3. Tag brachte uns ein Kleinbus in 5 stündiger Fahrt in das Dorf Mollepata und von aus in eine Hazienda , wo wir in einer Art Lodge ohne elektrisches Licht die Nacht in rund 3000m Höhe verbrachten.
Am nächsten Tag brachte uns ein offener LKW bis zum Ausgangsort unserer Wanderung.
Der Blick ging über die kleinen, teilweise brandgerodeten Felder hin zu den ersten Sechstausendern.
Unterwegs hieß es auch mal „Schieben“, da das Fahrzeug in der nassen Erde steckengeblieben
war.
Einheimische Kinder schauten uns neugierig zu.
Am Ausgangpunkt der Wanderung warteten Pferde und Maultiere mit ihren Treibern. Unser Gepäck, die Zelte und die Verpflegung wurden auf die Tiere gepackt, so dass wir mit kleinen Rucksäcken losziehen konnten.
( Nicht die gesamte Verpflegung wurde transportiert – zwei Mal kauften unsere Treiber unterwegs einem Dorf ein Schaf, das sie dann abends zubereiteten.)
Die Landschaft wurde immer karger, die hohen, beeindruckenden Berge ( Salcantay 6264m und Humantay 5473m) rückten immer näher.
Nach etwa 8 anstrengenden Stunden hatten wir unser erstes Nachtlager am Fußes des Salcantay in 4200m Höhe erreicht. Es war August- Winter auf der Südhalbkugel und in dieser Höhe wurde es bitterkalt.
Es gibt wohl kaum einen Schlafsack, der bei minus 15 Grad ausreichend wärmt.
Ein Sternenhimmel, so klar, wie ich ihn noch nirgendwo sonst gesehen habe, wölbte sich über uns.
Morgens lag Reif auf den Zelten. Ein großartiger Sonnenaufgang und die überwältigend großartige Landschaft ließen die Kälte schnell vergessen, zumal der Aufstieg weiterging.
Mit langsamen Schritten überquerten wir den 4560m hohen Salcantaypass.
In den nächsten Tagen ging es ständig bergauf und bergab : hinunter auf 2800m mit angenehmen Temperaturen und wieder hinauf auf über 4000m ( Yamanapass mit 4750m)
Unterwegs gab es in Val Teresa eine heiße Quelle, wo wir das warme, leicht salzige mineralhaltige Wasser ausgiebig genießen konnten.
Auf den Hochflächen begegneten wir fast keinen Menschen.
Am 6. Tag war eine Gipfelbesteigung angesagt. Wir lagerten in 4200m Höhe . Drei von uns wollten den 6070m hohen Pumasillo besteigen und stiegen auf, um in einem Hochlager eine Zwischenübernachtung einzulegen.
Mir war das zu viel und ich blieb im Basislager.
Am Nachmittag wurde es plötzlich gespenstisch dunkel. Zuerst wussten wir nicht, was da vor sich ging, bis wir es sahen: eine totale Sonnenfinsternis. Darauf waren wir nicht vorbereitet gewesen – irgendwie war es schaurig schön , als die Sonne plötzlich weg war.
Wir konnten in der Ferne zwei Kondore beobachten. Viscachas, jene hasen- eichhörnchenähnlichen kleinen Nagetiere jagten über die Pampa.
Kurz darauf zogen Wolken auf, es fing an zu regnen und zu schneien. Unsere Sorge galt den Gipfelstürmern.
Die hatten jedoch rechtzeitig ihr Lager aufgeschlagen und kehrten am nächsten Tag enttäuscht aber wohlbehalten wieder zurück.
Bei Regen ging es hinunter in ein grünes besiedeltes Tal. Hier begegneten uns zunehmend mehr Einheimische auf dem Weg ins andere Dorf oder zum Markt.
Landschaft und Vegetation bezauberten. Auf einem Höhenweg entlang des Tales konnte man Wasserfälle, Orchideen, Bromelien, Bambus, hohe Farne u.a. entdecken.
Auf manchen Strecken folgten wir den alten Wegen der Inka, erkennbar an den noch gut erhaltenen Mauern. Die Inkas kannten kein Rad und die schnellen Läufer benutzen diese Wege, um Nachrichten zu übermitteln.
Es folgte nochmal eine Passüberquerung – der Choquetacarpopass mit 4450, bevor wir Halt machten an einer vorinkaischen Kultstätte.
Danach ging es ständig bergab und wir kamen immer wieder durch kleine Dörfer.
Die Vegetation wurde allmählich subtropisch – über den Wäldern , die bereits schon Richtung Amazonasbecken ausgerichtet waren, bauten sich dicke Wolken auf.
Die Luft wurde immer wärmer, immer feuchter , der Boden feucht und rutschig, von den Blättern tropfte die Nässe, das Urwalddickicht wurde an manchen Stellen recht dicht.
Am 12 . Tag erreicht wir ein Dorf (Yupana) , in dem gerade eine Prozession unterwegs war. Es war der 15. August, Mariä Himmelfahrt, ein Feiertag in katholischen Regionen.
Das ganze Dorf und vermutlich auch die Umgebung hatte sich zu diesem Fest getroffen.
Ein Fußballspiel gehörte auch dazu.
Es gab Meerschweinchen am Spieß und Alkohol floß in Strömen.
Unsere einheimischen Begleiter drängten auf Aufbruch, da sie aus Erfahrung wussten, dass solche Feste oft mit Schlägereien endeten.
Außerdem wartete ein „Camionettea“, ein Kleinlastwagen auf uns, denn ab diesem Ort gab es einen Fahrweg.
Wir führen hinunter ins Tal des Urubamba , einem Zufluss des Ucayali und somit des Amazonas.
Das Klima wurde feucht und warm – tropisch - ganz ungewohnt – wir staunten über die üppige Vegetation mit Kaffeesträuchern, Zuckerrohr, Bananenstauden, Mandarinen- und Orangenbäumen, Kokaplantagen, Papayabäumen, u.v.m.
Wir übernachtetet in Quillabamba ( 1100m) und genossen den Komfort eines weichen Bettes und des fließenden Wasser in einem hübschen Hotel im spanischen Kolonialstil.
Am nächsten Morgen fuhren wir sehr früh mit dem Zug hinauf nach Aguas Calientes , an den Fuß des Berges von Machu Picchu.
Trotz des frühen Morgens drängten vor allem Frauen an jedem Ort, an dem der Zug hielt, in die Waggons und versuchten, den Reisenden „Proviant" zu verkaufen: Früchte, Brot, Meerschweinchenbraten, Kartoffeln , aber auch Kokablätter ( die kurz danach aber von der Polizei sofort wieder abgenommen wurden).
So kamen wir ein paar Stunden vor dem Eintreffen des vollbesetzten Touristenzuges von Cuzco hinauf in die Ruinenstadt Machu Picchu und konnten den Ort in Ruhe genießen.
Darüber , sowie auf die Fahrt über den Altiplano zum Titicacasee in einem weiteren Bericht.
ELMA
P.S.
Bei den Bildern handelt es sich um gescannte Dias.
Ein weiterer Bericht ist hier
https://www.schoener-reisen.at…Von-Cuzco-zum-Titicacasee