Durch das Landesinnere von Bar nach Kotor
Seit 2003 sind wir jedes Jahr ein oder zwei Mal mit dem Wohnmobil in Montenegro gewesen, wir haben schon viel gesehen, aber eines hatten wir noch nie geschafft:
Eine Fahrt auf den Lovcen, oberhalb von Kotor – ein absolutes MUSS für jeden Montenegrotouristen!
In diesem Jahr wollten wir in Ulcinj ein Auto mieten und damit eine Rundreise durch das Landesinnere bis hinauf nach Kotor machen.
ZUm Copyright der Karte von Openstreetmap siehe hier
Wir hatten schon eine Zusage für ein Mietauto. Aus verschiedenen Gründen hat das jedoch nicht geklappt und auf dem Campingplatz Ada sprachen wir darüber mit Freunden aus Österreich.
Irgendwie muss die Begeisterung für meine geplante Fahrtroute und das, was alles zu sehen sein würde, übergesprungen sein - die beiden entschlossen sich spontan, den Ausflug mitzumachen: mit ihrem Auto, sie waren mit dem Wohnwagen da.
Meine Freude war groß und wir starteten an einem Samstag (ein Fehler, wie sich am Abend rausstellen sollte.)
In Ulcinj wird es jedes Jahr schwieriger, am Vormittag durch die Stadt zu fahren. Eine endlose Schlange Autos wälzt sich auf der Hauptzufahrtstraße in Richtung Velika Plaza.
So fuhren wir einen kleinen Umweg: an den Salinen vorbei zunächst Richtung Vladimir bis zu einer Kreuzung in Kosici, wo eine Seitenstraße in Richtung Bar abbiegt.
Diese aussichtsreiche, wenig befahrene Straße kommt bei Stari Bar wieder auf die Küstenstraße.
In Bar ergab sich das gleiche Problem: die Küstenstraße war vormittags verstopft, weil alles (mit PKW) zum Meer drängte.
So entschieden wir uns, in Sutomore die Küstenstraße zu verlassen, durch den kostenpflichtigen Sozinatunnel zu fahren ( 2,50€ für PKWs, 5 € für Wohnmobile), um schnell nach Virpazar am Skutarisee zu kommen.
Die Abzweigung nach Rijeka Crnojevica , kurz nach der Bahnüberführung bei Virpazar, ist nicht zu übersehen.
Die Straße windet sich sehr schnell in Kehren am Berg entlang und es ergeben sich schöne Ausblicke auf den Skutarisee und auf Virpazar.
Diese kurvenreiche schmale Straße war der Grund, weshalb wir bisher diese Strecke noch nie mit dem Wohnmobil gefahren sind.
Gegenverkehr ist zwar selten, aber es gibt ihn.
Die Einheimischen kennen die Strecke und fahren recht schnell.
Es gab in Kurven Situationen zum Luftanhalten.
Der Fluss Crnojevica ist ein kurzer Fluss, der sich in einer riesigen Sumpflandschaft im Skutarisee verliert.
Die Landschaft besitzt einen einzigartigen Reiz – in der heißen sommerlichen Mittagszeit waren leider keine klaren Bilder zu bekommen.
Der Ort Rijeka Crnojevica mit seiner alten Brücke
Der Fluss
Im Fischrestaurant Stari Most sind auch hin und wieder Staatsoberhäupter zu Gast.
Unser Appetit um die heiße Mittagszeit war nicht sehr groß, so dass wir nur eine Kleinigkeit aßen und tranken.
Ein Haus in traditioneller Bauweise aus geflochtenem Holz
„Prodaje se“ – zu verkaufen
Unser nächstes Ziel war Cetinje, die alte Königsstadt.
Sie wirkte etwas verschlafen…. Der Glanz der früheren Zeiten war nur schwer erkennbar.
In der Hauptraße Ulica Njegoševa
Cetinje war die Hauptstadt Montenegros und Sitz des Fürsten und Königs.
Zahlreiche Botschaften waren bis zum Ersten Weltkrieg in der Stadt ansässig: die bulgarische, serbische , französische, kaiserliche-deutsche Botschaft und andere.
Viele Gebäude sind in nicht sonderlich gutem Zustand.
Vladin dom , das ehemalige Gebäude der Nationalversammlung, heute Historisches Museum und Gemäldegalerie
Architektonische Hinweise auf den früheren Glanz der Stadt
Davor ein „stecak", ein alter, vielleicht bogomilischer Grabstein.
Das König Nikola Museum ( Muzej Kralja Nikole)
Ein Wegweiser auf dem Trg Kralja Nikole.
Man fühlt sich mit den großen Stätten der Welt verbunden.
672 km Uffici
1477 km Louvre
1194 km Pergamon
835 km Alte Pinakothek
1548 km Rijksmuseum
2873 km Erimitaž
Gleich daneben das Denkmal für den Staatsgründer Ivan Crnojevići (Regierungszeit 1465-1490)
Die Biljarda von 1838, Residenz von Petar II.
Er hatte sich von Kotor einen Billardtisch auf den Rücken von Mauleseln nach Cetinje bringen lassen, daher der Name.
Unweit davon die Kirche Crkva Rođena Bogorodice, die Grabstätte von Ivan Crnojević, sowie von König Nikola I und seiner Ehefrau Milena
Das Kloster Manastir Cetinjskog ( 1485) ist heute noch in Betrieb.
Ein großer Teil des serbisch – orthodoxen Klosters ist Klausur. Wir hätten es besichtigen können - wir Frauen hätten uns allerdings mit großen, weißen, bodenlangen Gewändern verhüllen müssen.
Ein Blick zum Himmel zeigte, dass ein Gewitter im Entstehen war und wir wollten doch auf den Lovcen fahren und auf dem 1660m hohen Jezerski Vrh das Mausoleum von Petar II Petrović –Njegoš besuchen.
Njegos (1813-1851 ) war Philosoph, Dichter, hoher geistlicher Würdenträger
und von 1830 bis 1851 König von Montenegro .
Nachdem Njegos zunächst in einer Kapelle auf dem Lovcen beigesetzt worden war, hatten die Österreicher während der Besatzungszeit die Gebeine ins Kloster in Cetinje bringen lassen.
Zum 100. Todestag des Königs beschloss die montenegrinische Regierung 1951 den Bau eines Denkmals auf dem Jezerski Vrh . Nach dem Entwurf des kroatischen Bildhauers Ivan Mestrovic wurde mit hohem finanziellen Aufwand ein riesiges Mausoleum auf dem Berggipfel errichtet. Am 28. Juli 1974 wurde das Bauwerk nach einer über 20jährigen Bauzeit eröffnet.
Heute ist das Mausoleum eine Art Nationalheiligtum für die Montenegriner.
Wir hatten zwar noch lange nicht alles in Cetinje gesehen. Um die Geschichte dieser wichtigen montenegrinischen Stadt zu verstehen, müsste man einen Tag dort verbringen. Aber mit Blick auf die dicken Wolken am Himmel machten wir uns auf den Weg auf den Lovcen.
Die Straße ist breit und gut ausgebaut. Nur mit Mühe bekamen wir oben am Straßenrand einen Parkplatz.
Zum Mausoleum führen mehr als 400 Stufen hinauf. Ich habe sie nicht gezählt, es sollen 461 sein, die zum großen Teil in einem Tunnel hochführen.
Der Blick auf Cetinje im Mittagsdunst
Eingang zum Mausoleum.
Im monumentalen Mausoleum befindet sich ein großes Granitdenkmal des Fürsten und unter dem Mausoleum die Krypta mit dem Sarkophag des Königs.
Die Sicht war an diesem Samstag im August nicht gut.
Der Ausblick von der kurvenreichen Straße vom Lovcen hinunter auf die Bucht von Kotor muss an klaren Tagen phantastisch sein.
In vielen Kurven ging es auf einer gut ausgebauten Straße hinunter in die Bucht von Kotor.
Es war in der Zwischenzeit schon Spätnachmittag geworden, aber wir wollten in Kotor nochmals eine Pause machen.
Kotor ist eine Stadt, die einen ganzen Tagesausflug wert ist.
Wir kannten sie schon von 2003.
Das Gewitter hatte sich inzwischen verzogen – aber die Hitze unten in der Bucht war ermüdend.
Eine starke Karstquelle direkt vor der Stadtbefestigung
Die Stadt Kotor wurde auf der Bergseite von riesigen Maueranlagen geschützt.
Man kann hinaufsteigen – sollte das vielleicht in Frühsommer oder Herbst tun und nicht bei 33 Grad im August.
In den Gassen der Stadt
Die Kathedrale Sveti Tripuna
Kotor war früher eine reiche Stadt
Spuren der Venezianer
– der Löwe mit dem geöffneten Buch, das Zeichen für eine Kriegszeit
Der Uhrturm
Vor dem Hafentor drängten sich die Touristen
Die Stadt war mit bunten Wimpeln geschmückt. Am 8. August fand der große Sommerkarneval statt.
Auf dem Weg zurück zu unserem Parkplatz.
Auf der Rückfahrt von Kotor über Bar in Richtung Ulcij merkten wir, dass es nicht klug gewesen war, diesen Ausflug an einem Samstag zu machen.
Von Lastva ( 3km vor Budva) bis Bar : Stoßstange an Stoßstange… das waren mehr als 40 km.
Wir hatten eigentlich geplant, von Petrovac über Virpazar auf der Klosterroute am Skutarisee entlang zurück zu fahren, das wäre ein weiterer Höhepunkt unseres Ausflugs gewesen.
Aber es war schon dunkel geworden.
Wir kennen die schmale Straße entlang des Skutarisees und bei Dunkelheit ist es nicht ratsam, sie zu fahren. So reihten wir uns bis Bar geduldig in die Autoschlange ein .
( Montenegriner überholen übrigens auch in einer solchen durchgehenden Autoschlange immer dann, wenn auf der Gegenfahrbahn mal eine Lücke im Gegenverkehr ist.)
Ich war dankbar, dass wir einen solch geduldigen und guten Fahrer hatten und ich nicht selber fahren musste.
Am späten Abend waren wir wieder auf unserem Campingplatz in Ada.
Der Tag war ausgefüllt und erlebnisreich gewesen und trotz des anstrengenden Abschlusses gehört er zu den Höhepunkten unserer diesjährigen Montenegroreise.
ELMA