Venetien: Kurzurlaub an der Adria, zwischen Jesolo und Cavallino-Treporti

  • Liebe Foris,


    Anfang September hatten wir genug vom garstigen Wetter hier in Bayern und so besuchten wir unser altes Jesolo wieder mal.
    Die Älteren wissen das, Jesolo ist von München aus , das am schnellsten erreichbare Ziel am Meer und deshalb war man ja von Jugend auf immer wieder mal dort.
    Deshalb wollte ich eigentlich darüber gar nicht schreiben, über so Bekanntes.
    (aus unserer Sicht).
    Anfangs in den 60 Jahren, war das schon krass, lach, ohne Autobahn über die Landstr. dorthin zu fahren.
    Aber als Jugendlichem ist es einem egal. Man fuhr ja schon um 3 Uhr früh in München weg (mit VW mit Kugelgas) und als man dann so z.B. in der Gegend Friaul war , wolkenloser Himmel mit Mondrestleuche, was war das für ein erhebendes Gefühl.
    Stunden, später, das erste Mal die mediterrane Helligkeit und heiße Luft. Wahnsinn.


    Im Großen und Ganzen gab es wie heute auch 3 Strecken, entweder über den Brenner (noch ohne Europabrücke) auf der Landstr. und dann bei Roveretto diagonal nach Venedig und Jesolo,
    oder über den Plöckenpass , Udine Jesolo
    oder wie heute auch, über Kitzbühel, Lienz, Toblach, Cortina D Ampezzo , Belluno, Jesolo.


    Heute geht es am schnellsten über Salzburg – Villach Udine Quarto Altino Jesolo, rd. 580 km oder
    Innsbruck, Brenner Verona Venedig Jesolo rd. 590 km
    oder eben über Kitzbühel -Lienz-Toblach Cortina Jesolo. 493 km.
    Gegenüber den 60 ger Jahren hat sich schon viel verändert, man glaubt es kaum.


    Alles was naturbelassen war, ist nun verbaut. Was in einigen Fällen nicht soo schlecht ist. Campingplätze (als Junger von jeher bevorzugt) waren zwischenzeitlich gar nicht mehr da. Da hatten es nach Aussage von Einheimischen viele mit der Steuer nicht so genau genommen. Aber alles wurde strenger.
    Man könnte sich sogar darauf versteifen, Italien im Norden wurde immer Deutscher und Bayern im Süden immer Italienischer.


    Z.B. der Campingplatz Union Lido. , heute nicht mehr für viele bezahlbar.
    Wir waren inges. 4 mal dort und alle Jahre wurde es mehr ausgebaut und deutscher. Man durfte sogar auf diesem Platz nicht mehr mit dem Rad fahren.
    Sicher, er ist einer der Schönsten , mit tollen Bungalows, einem Riesenkinderbereich, mit 600 000 qm einer der größten Campingplätze zwischen Jesolo und Punta Sabbioni.
    Alles perfekt, sogar das Ruhegebot ab 23 Uhr wird strikt überwacht.
    Nur, auch die Preise stiegen halt mit dem Luxus.


    Dabei ist einer der Riesenvorteile dieses Platzes der unberührte Strandabschnitt.
    Soll heißen, dort werden nicht in Reih und Glied die unsäglichen (für mich) Schirme und Liegen in Reihe und Glied aufgestellt. (mit gemeinsamen Wenden um 12Uhr, lach)


    Wobei es für diese Art auch Befürworter gibt. Wer je mal einen Fußball der spielenden Kinder und Jugendlichen voll ins Gesicht bekam, weiß wovon ich rede.


    Nun ja, Jesolo hat sich insgesamt modernisiert. Schöne Straßen angelegt, Fußgängerzonen eingeführt, (tagsüber als Einbahnstr. ausgewiesen) neuerdings diese Straßenrondelle, und viele, viele ausgewiesenen Radwege.
    Das ursprünglich doch an manchen Stellen verwilderte Straßenbild wich auch schönen Plätzen und modernen Lauben an den Seiten.


    Vergessen sind die Motorradfahrer , heute ja Biker, die in Horden nach Jesolo einfuhren, klamm von der Kälte der Alpenüberquerung (an den schlechten Tagen) und sich die Seele wieder warm „gesoffen“. Da blieb auch der Rabatz nicht aus. Was wieder für einige Jahre zu Auswüchsen und Keilereien mit den Carabinieri führte.
    Alles vergessen.


    Und so machten wir uns, weil wir unser Budget wegen dieser Sonderwoche nicht so arg strapazieren wollten, auf zum Campingplatz Al Boschetto.
    Von zwei Herren geleitet, die alles im Griff haben. Der Platz hat auch viele Modernisierungen hinter sich. Auf die anderen Campingplätze bezogen, klein aber fein.
    Und auch mit naturbelassenem und gepflegten Strandabschnitt. Kleinem Supermarkt für Vergessliche oder dem Nötigsten.
    Freundlich und sauber. Und mit den Unterhaltungsaktivitäten war zumindest in unserer Nachsaison um 22- 22.30 Uhr Schluss.


    Als Tribut ans Alter hatten wir nicht mehr unser schnell aufzustellendes Rundzelt dabei, sondern mieteten uns einen Maxi-Caravan. Mit Nachlass für Rentner, ja so ist das.


    Dem Zeitalter geschuldet, war auch ein Accespoint für WLAN geschaltet.
    Nur hier war man ganz genau, 1 Stunde 4€, aber vorher wurde der Personalausweis abgelichtet (und das jedesmal) ,dann erhielt man Zugang und Passwort.
    Deutsch halt , lach.


    Also auf ging`s , die Räder hinten auf den Fahrradträger und frohgemut bei strömenden Regen hinauf zum Brenner.



    Navi eingestellt und ab Mautstelle Sterzing wurde schon größerer Unfall (später in Jesolo habe ich auf der Südtirol online Seite von einem Crash im Tunnel gelesen--- https://www.stol.it/---), auf der Autobahn zwischen Klausen und Bozen angesagt. Nun es war nicht viel los, also freudig auf die Umleitung gewartet. Außerdem begann sich die Wolkendecke auf zu reißen und es wurde schönes Wetter angedeutet.
    Bis plötzlich auch oben auf den Autobahnleitschienen der längere Stau gemeldet wurde.
    Raus bei Brixen auf die Landstr., ( es fuhren trotzdem viele auf den Stau auf der Autobahn zu) die durch Brixen führen soll, zunächst ohne Probleme weiter.


    Tja , heute hat jeder ein Navi und wir kamen daher auch nicht weit, 1km vor Neustift standen wir.
    Man hat ja Urlaub, man ist gelassen. Aber nur 30 Minuten lang, denn da waren wir ca. 100 m weiter.
    Und wer die Strecke durch Brixen kennt, weiß wie lange die ca. 6 km dauern können.
    Es blieb nur das umkehren und quer durch das Pustertal hinüber nach Toblach und die bekannte Strecke über Cortina d Ampezzo nach Jesolo.


    Toll. Grundsätzlich ja nicht schlecht, aber selbst in der Nachsaison geht das nicht schneller als 50 – 70 km. Hier muss man hinter dem Traktor fahren, dort hinter einem Milchwagen und schließlich traf man auch noch auf den oder die, die sich über die Kuh am Wegrand freuten.
    Was macht man da, ja man macht Mittag , hier kurz vor Toblach.(Stop war sinngebend).



    Solchermaßen gestärkt, wurde es auch zügiger zum Fahren, da jetzt auch weniger Verkehr herrschte. Und so kamen wir schließlich ganz flott bei nunmehr schönem Wetter über Cortina und Belluno( ab da herrlich neue Autobahn mit langen hellen Tunnels) bis Cavallino Tre Porti voran.


    Also anmelden, Strand gehen und Ausladen in dieser Reihenfolge.




    In diesem Caravan war sogar Platz für unsere Räder.
    Hier ein paar Beispiele




    Da gab es noch Nebenabteile für Dusche, Toilette und Kinder.


    Die nächsten Tage bei herrlichem Sonnenschein waren zunächst Radreisen angesagt. Richtung Jesolo, und Richtung Cavallino Tre Porti und Punta Sabbioni
    das Bekannte auf schönen, immer ebenen Rad- u. Verkehrswegen aufgefrischt.






    Und sogar die „Twin Towers“ in Jesolo entdeckt.



    Abends in Jesolo



    Auch unser Traumlokal, das Il Pescatore in Tre Porti wieder gefunden.






    Es folgte ein erfrischender Föntag, wie wir ihn in Cavallino soo noch nicht erlebt haben.
    Freie Sicht zu den Dolomiten (während der Radreise)



    Nach dieser „Übersicht“ mit Radlreise genossen wir schließlich das Meer.






    Und ein paar Tage vor unserer Abreise, wir wollten noch nach Burano mit dem Vaporetto, kündigte sich schon der Wetterumschwung mit einem gewaltig aufgezogenem Gewitter an.



    Schließlich fuhren wir den zu dieser Zeit nun nächstmöglichen Parkplatz direkt an der Schiffsanlegestelle in Punta Sabbioni an.
    Von hier aus besuchten wir als erstes den Lido di Jesolo,
    Das Vaporetto



    Am Anlegesteg in Lido di Venedig gegenüber Hotel Panorama



    Ein Denkmal zu Ehren aller gefallenen Krieger ( war tatsächlich so pauschal gehalten)



    hatten aber dort nach kurzer Zeit wegen der Anschlüsse und Rückreise mit dem Schiff zeitliche Sorge
    (es war zwar zur Zeit der Filmfestspiele in Venedig als Teil der Biennale),
    aber da nicht zu erwarten war, dass wir noch entdeckt werden würden, fuhren zurück nach Púnta Sabbioni , mit einem Blick auf den Markusplatz gegenüber der Anlegestelle vom Lido



    und von dort weiter nach Burano.
    Hier schon in Sichtweite , mit dem schiefen Turm der Chiesa San Martino



    Burano,
    was für ein malerisches Inselchen. Immer wieder ein echt italienischer Traum.
    Unglaublich pittoresk. Hier ein kleiner Rundgang, seht selbst.













    Es gab auch liebliche Lokale, allerdings hatten wir den Eindruck, dass unter 20€ allenfalls ein Süppchen angeboten wird.
    Exklusivität mit Vorfahren durch das Schiff, kostet halt.
    Uns war `s egal, wir hatten so viele herrliche Eindrücke gesammelt und als wir mit dem Schiff am späten Nachmittag wieder Punta Sabbioni zustrebten,
    sah ich seitlich in der Lagune vor mir ein Fischerboot ankern, das ich dann genau mit dem Streifen der untergehenden Abendsonne abwarten konnte.



    Einen schöneren Abschluss dieses letzten Tages eines mit vielen Erinnerungen aufgefrischten Kurzurlaubes konnte ich mir nicht vorstellen.
    Ich hoffe, es hat euch auch gefallen, auch wenn es nur ein Kurzziel war.
    euer
    wallbergler

  • Du schreibst von "Kurzurlaub" , Helmut - aber den vielen Eindrücken nach zu urteilen könnten es mehrere Tage gewesen sein!
    Glückwunsch zu diesem gelungenen Ausflug dorthin, wo Ihr etliche Erinnerungen auffrischen konntet.


    In typisch "Wallberglerischer Art" ist es Dir wieder sehr kurzweilig gelungen, neue Eindrücke mit Erinnerungen von vor vielen Jahren zu verknüpfen.


    Zitat

    war man ja von Jugend auf immer wieder mal dort.

    Ich nicht, Helmut, ich war noch nie in Jesolo und erst ein Mal ( vor ewigen Zeiten) in Venedig.


    Deshalb habe ich Deinen Bericht genossen. Auch die Bilder.
    Und was für Bilder!!


    Burano ! Schöner geht es kaum. Gesamtansichten im Wechsel zu Detailaufnahmen, dazu in wunderbarer Bildqualität .... hier zeigt sich der Könner.


    Danke für den aufwändigen Bericht ( und die vielen Stunden, die Du sicher für die Erstellung gebraucht hast!!)


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Ist ja toll, was man als "Süddeutscher" so als Kurzurlaub machen kann - einfach mal so an die Adria. Wir Nordlichter hätten zunächst erst eine Tagesreise (700 km) bis zu euch. Aber um so schöner ist es, dass du uns zumindest als Zuschauer teilnehmen lässt.


    Herzliche Grüsse aus dem Pott,
    Irmgard und Klaus

  • Hallo Helmut,


    was für ein schöner Bericht - ich habe ihn und Deine Erzählweise sehr genossen. Ich dachte bei Deiner Erinnerung an die -60er Jahre mit VW nach Italien- irgendwie an Heinz Erhardt ;-).


    Wir waren mal einige Tage auf dem Campingplatz Cavallino, und haben von dort aus Venedig besucht, Burano leider nicht, was wohl ein Fehler war, wenn ich nun Deine schönen Bilder betrachte - nun, das gilt es nachzuholen.


    Zum Camping "Union Lido Vacanze" kann ich mir nun doch einen Kommentar nicht verkneifen - wir haben es uns nicht nehmen lassen und den mal angeschaut - Oh Graus - das hat ja nun überhaupt nichts mit Campingurlaub zu tun - und solche Feldwebel die darauf achten, daß man seinen Gartenzwerg auch genau Richtung Süden ausrichtet (überspitzt ausgedrückt natürlich ;) ) kann ich nun gar nicht gebrauchen im Urlaub - und dann noch beim Camping, das ja doch noch, ein wenig zumindest, Freiheit, Unabhängikeit und Lässigkeit bedeuten sollte. Nee, nichts für mich, ich kann's auch nicht verstehen, wie jedes Jahr diese Massen von Deutschen dort ihren Urlaub !!! verbringen, und das freiwillig. ;) - aber jedem das Seine, es wird wohl gewünscht, sonst hätten sie keinen solchen Zulauf.....


    Danke fürs Mitnehmen auf die Reise :) ich bin gerne mitgekommen :love1:

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • es wird wohl gewünscht, sonst hätten sie keinen solchen Zulauf.....



    Danke dir Sylvi,
    das ist ja das Phänomen auf diesem Platz. Denke schon aus den frühen chaotischen Erlebnissen heraus, wollte man Nägel mit Köpfen machen. Und - ist wohl über das Ziel hinausgeschossen.
    Es war wohl ein Tribut an die Riesengröße des Campingplatzes. (und des jeweiligen Personals, es gab wohl nicht zuletzt deshalb schon eine hohe Fluktuation).
    Und - wenn man von den anderen Plätzen seinerzeit von den üblen Auswüchsen hörte (bis 4 Uhr früh mit dem Auto vors Zelt usw.).
    Ist halt subjektiv.
    Ich hab mal genau von meinem Platz gegenüber eine Frau gesehen, die 3 Tage für den Aufbau ihres Prunkzeltes benötigte.
    Im Ergebnis waren so ca. 50 Stofftiere rund um das Zelt einschl. der Bäume bepflastert. hihi
    Das wollten die wohl auch nicht so.
    Egal, für Familien mit Kinder nach wie vor ein Traum auf Grund des sehr verspielten und abwechlungsreichen Kinderbereiches , sofern das nötige Kleingeld vorhanden ist.
    Lieben Gruß
    Helmut

  • Irgendwie ist mir dieser Bericht nicht unter die Augen gekommen. Ich habe ihn jetzt entdeckt und bin begeistert. Mein Mann und ich fuhren seit 1985 nach Cavallino, meist im Frühjahr und dann im Herbst noch einmal. Mein Mann hat unseren Camping Enzo geliebt. Voriges Jahr im September sind wir dann nicht mit dem Wohnwagen gefahren, ich wollte aber unbedingt hin. Vielleicht eine Vorahnung. Wir hatten uns ein Mobilheim gemietet und hatten schöne drei Wochen auf dem Platz. Mein Mann hatte zu der Zeit seinen 70. Geburtstag und im Ristorante wurde ihm ein Ständchen gespielt. Er war so glücklich. Es war unser letzter gemeinsamer Urlaub. Fünf Wochen später hatte mein Mann einen tödlichen Verkehrsunfall. Er konnte sich von Enzo, wo er immer so glücklich war, noch verabschieden.

  • Was soll ich sagen, liebe Steffi,


    dein Bericht macht mich einerseits wegen der schönen Erinnerung an den 70. Geburtstag froh, aber andererseits wegen dem unmittelbar folgenden Ereignis richtig traurig.
    Vielen Dank für den sehr persönlichen Einblick eines bedeutenden Lebenseinschnitts.


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Obwohl ich vor Jahren einmal in Jesolo war kommt mir nichts auf deinen Fotos bekannt vor. Es ist einfach schon wieder zu lange her... :(

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