mit dem Motorrad von Bayern nach Istrien

  • Unter diesem Thema habe ich euch vor kurzem von meinem Vorhaben einer Motorradtour über die Alpen erzählt und euch zwischendurch auf dem Laufenden gehalten.



    mit meiner Freundin Suzi nach Istrien




    Hier nun die versprochenen Bilder von unserer Alpenüberquerung mit den Motorrädern und der Fahrt bis Liznjan.




    Das ist meine Maschine. Eine Suzuki GSX 750 F, von Fahrern höherwertiger Maschinen spöttisch als „Reiskocher“bezeichnet.





    Mein Begleiter Roli, er mit einer 1000er KTM Zweizylinder, und ich trafen uns in Landsberg am Lech und fuhren über Schongau und den Ettaler Sattel bis Garmisch-Partenkirchen. Das Bild zeigt im Hintergrund die Zugspitze.




    Weiter ging es über Mittenwald und den Zirler Berg runter ins Inntal. Da wir Innsbruck meiden wollten, fuhren wir auf der anderen Seite dieses dicht bebauten Tals gleich wieder rauf nach Axams,bekannt durch das Skigebiet Axamer Lizum und von dort auf den Brennerpaß. Diese eigentlich nicht sonderlich stark befahrene Straße hatte es in sich. Drei Baustellen unter der Europabrücke, bei Gossensaß und bei Brennerbad erzeugten aufgrund der Ampeln kilometerlange Staus. Wie gut, daß man sich mit dem Motorrad vorsichtig nach vorne mogeln kann. Damit waren auch die hier in Massen vorkommenden und mit mobilen Radargeräten ausstaffierten Ordnungshüter an diesem Tag mit anderen Dingen beschäftigt.





    Erst nach Sterzing hatten wir Gelegenheit für eine Rast und Brotzeit. Dann ging es durch das verkehrsreiche Pustertal bis nach nach Osttirol.





    Beim Stopp in Toblach hat es doch tatsächlich ein paar Minuten geregnet. Damit war es auch nix mit einem schönen Ausblick auf die Dolomiten. Im benachbarten Innichen hätten wir auf den Kreuzbergpaß fahren können und damit die Dolomiten passieren. Wir wollten jedoch eine andere Strecke wählen.







    Weiter ging es ins Lesachtal. Dazu fährt man am Ende des Pustertals wieder nach Österreich und wenige Kilometer nach der Grenze in Osttirol geht es auf Serpentinen rauf auf einen dutzende Kilometer langen Bergrücken mit gefühlt mehr als 500 Kurven. Fast kein Verkehrbei teilweise sehr engen Straßen. Eine tolle Motorradstrecke.





    Bei Kötschach kommt man wieder runter ins Obere Gailtal, dem wir nach Osten folgen.





    Nach etwa 30 km geht’s rechts bei der Ortschaft Tröpolach rauf auf den Naßfeldpaß nach Italien. Ganz oben ein kleiner See und die Grenze nach Italien. Auf österreichischer Seite befindet sich ein Skigebiet. Auf italienischer Seite war dieser Paß nach einem Felssturz über Monate hinweg gesperrt. Nur ist zwar noch eine Baustellenampel vorhanden, aber man kommt durch.





    Auch dieser Paß ist vor allem auf italienischer Seite kaum befahren. Kein Wunder. Die Straße ist nicht so gut wie auf österreichischer Seite ausgebaut. Unten im Kanaltal kommt man in Pontebba heraus. Damit waren wir nach etwa 350 km bereits fast an unserem Tagesziel, der Ortschaft Chiusaforte einige Kilometer flußabwärts angekommen. Dort die Maschinen in die Garage unseres vorgebuchten Hotels Martina abgestellt und 100 Meter weiter zur Trattoria Da Vito gelaufen um hier hervorragende Pizza vom Holzofen und ein paar Bier zu verköstigen.







    Von Chiusaforte aus ging es nach einem morgendlichen Cappucino nach Osten rauf auf den Nevea Sattel. Auch diese Paßstraße ist kaum befahren, vor allem nicht am Morgen gegen Zehn Uhr.







    Der Nevea-Sattel endet am Predelsee,der wiederum am Einstieg zum Predelpaß liegt, der Italien mit Slowenien verbindet. Üblicherweise befährt man diesen Paß von Tarvisio über Cave del Predil aus.





    Auch am Predelpaß überhaupt kein Verkehr. Traumhafte Landschaft mit sagenhaften Ausblicken. Auch hier befindet sich die Grenze, diesmal zwischen Italien und Slowenien auf der Paßhöhe. Die Ruine war mal eine österreichische Festung, die Napoleon zerstört hat. Der markante Berg im Hintergrund ist der Mangart, zu dessen Sattel eine mautpflichtige Straße hinauf führt.






    Im Unterlauf ist die Soca immer wieder zur Stromgewinnung aufgestaut. An einem langen Stausee haben wir endlich gegen Zwölf Uhr„gefrühstückt“. Die Tatsache, daß hier bereits ein milderes Klima herrscht, erkennen wir an den in dieser Region wachsenden Palmen.







    Ab Nova Gorica ging es auf die slowenische Weinstraße über den Ort Stanjel bis Opicina. Dort auf die Autobahn und über Triest und Dragonija auf die Y-Autobahn in Kroatien bis Liznjan. Ab Nova Gorica wurde es um die 30 Grad warm, weshalb wir beschlossen, nicht quer durch Istrien von Dorf zu Dorf zu unserem Ziel an der Südspitze der Halbinsel zufahren.


    Aufgrund der Tatsache, daß die Luft die folgenden Tage um die 30 Grad und das Meer immer noch 25 Grad Celsius hatte, verging uns die Lust auf Touren mit den Maschinen. Nach drei Tagen wurde es etwas kühler und so wagten wir doch noch eine kleine Tour übers Land.





    Im Rahmen eines kleinen Ausflugs in mein Stammlokal in Betiga haben wir am Donnerstag eine manchen vielleicht bekannte Strandbude in Peroj passiert.





    Später ging es dann über Barban nach Labin. Am Samstag haben wir dann kurzfristig entschieden, nach Hause zu fahren.




    Die Heimfahrt nach Deutschland war witterungsbedingt bei weitem nicht so schön wie die Hinfahrt. Da wir wussten,daß uns irgendwann der Regen einholt, nahmen wir die „Wohlfühlstrecke“ überTriest, Udine und Tolmezzo zum Plöckenpaß. Das Bild zeigt eine Raststätte bei Tolmezzo.



    Die Y-Autobahn ab Pula nach Norden war eigentlich kaum befahren. Kurz nach der Mautstation stauten sich die Fahrzeuge jedoch kilometerlang bis zur slowenischen Grenze. Da freut man sich,wenn man mit der Maschine vorsichtig vorbei fahren kann und sich so mindestens zwei Stunden spart. Wir sind dann auch ziemlich schnell über den Ausweichübergang Plovanje gekommen. Auch vor Koper kein Stau. Logisch, denn die Fahrzeuge stauten sich ja an der Grenze.






    Mit den Maschinen war es ein Genuß, den fast freien Paß nach oben zu kurven. Oben hatten wir nur noch 10 Grad Celsius.





    Weiter ging es runter ins Gailtal nach Körtschach-Mauthen und zum Gailbergsattel. Oberhalb von Oberdrauburg legten wir eine Rast ein. Burek hatte ich wenige Stunden vorher noch beim Bäcker in Medulin gekauft.





    Bei Hofer, dem Austro-Aldi kann man nicht nur Lebensmittel kaufen sondern auch Tanken. Benzin kostete hier 1,10Euro. Schade, daß bei diesem Preis nicht mehr in den Tank passte. :(





    Roli auf der KTM





    Dieses Bild zeigt die Ampel vor dem Felbertauerntunnel. Scheinbar hat es hier in den letzten Tagen geschneit. Vor zwei Wochen lag noch kein Schnee. Was danach kam, war eigentlich zu erwarten.Kaum hatten wir diesen Tunnel auf nördlicher Seite verlassen, fing es an zu regnen weshalb ich keine weiteren Bilder mehr knipste.


    Über den Pass Thurn war es ja noch ok, zumal wir beim Überqueren noch Tageslicht hatten. Ab Kitzbühel war das Mistwetter unser Begleiter bis nach Hause, wo wir gegen 22.00 Uhr völlig naß und verfroren ankamen.


    Das Problem dabei war zum einen die schlechte Sicht durchs Visier, welches immer wieder beschlagen war und die miese Ausleuchtung der Straße bzw. blendender Gegenverkehr. Auf der Autobahn nach Kiefersfelden ging es dann besser, weil die Sichtverhältnisse bei höheren Geschwindigkeiten besser sind.


    Alles in allem eine vor allem auf der Hinfahrt tolle Tour für einen Biker auf teilweise kaum befahrenen Strecken bei Super-Motorradwetter. Sollte ich es noch einmal wagen, dann plane ich ein Zeitfenster ein, so daß ich nur bei schönem Wetter fahren muß. Alternativ suche ich mir rechtzeitig ein Quartier, wo ich zumindest den folgenden Tag abwarten kann. Regenwetter bei Tageslicht ist mit dem Motorrad noch alle mal besser als bei Nacht.



    Noch einpaar Infos für Biker, die es mir nachmachen wollen:


    Meine nun 15Jahre alte Suzuki GSX 750 F ist eine klasse Tourenmaschine, die Kurven und dank 94 PS auch Steigungen aller Art liebt. Trotzdem hat die Maschine auch Nachteile. Für meine 188 cm Größe ist sie für lange Strecken zu klein. Die Beleuchtung ist veraltet. Der Spritverbrauch bewegte sich bei knapp über vier bei Paßfahrt und Landstraße bis 5 Liter pro Hundert Kilometer bei Autobahnfahrt mit 120 bis 130 km/h. Das ist sehr angemessen, wenn man bedenkt, daß es sich um einen Vier-Zylinder-Vergasermotor handelt und ich zwei Seitenkoffer dabei hatte. Das fehlende ABS fordert gerade bei schlechten Straßenbelägen wie am Plöckenpaß oder Predelpaß das entsprechende Feingefühl für die Maschine.


    Das Befahren mehrer Pässe am Tag erfordert zudem eine Menge Kondition und Aufmerksamkeit.Vor allem darf man nicht die anderen Verkehrsteilnehmer unterschätzen. Es gibt nun mal Autofahrer, für die ist ein solcher Paß eine enorme Herausforderung, gerade wenn er schmal und steil ist oder unbeleuchtete Tunnel am Weg liegen. Solche Verkehrsteilnehmer wählen dann die goldene Mitte der Fahrbahn und registrieren nicht, ob ein Motorrad hinter ihnen auftaucht oder entgegen kommt. Da muß man höllisch aufpassen.


    Auch braucht man für so eine lange Tour nicht nur langjährige Erfahrung mit dem Bike, sondern auch eine gewisse körperliche Fitness. Obwohl wir es uns in Istrien kulinarisch sehr gut gehen liessen, habe ich doch tatsächlich nach einer knappen Woche etwas Gewicht verloren. Dies hätte ich nie gedacht. Scheinbar strengt das Biken mehr an als von mir gefühlt.


    Die Autobahnmaut in Kroatien liegt für Motorräder ungefähr bei der Hälfte derjenigen für Pkw. In Italien ist es preislich egal, ob man den Highway mit Auto oder Motorrad befährt. Am Felbertauerntunnel gab es für Suzi einen ganzen Euro Nachlaß gegenüber dem Pkw.


    Da ich den Predelpaß und das Soca-Tal wiederholt mit dem Pkw befahren habe, möchte ich noch auf meine Berichte mit mehr Bildern dieser Region verweisen.

    SLO: Über den Predelpaß ins Socatal


    jürgen

  • Alle Achtung, lieber Jürgen,


    das ist eine irre Strecke, hab sie mal mit Google Earth nach vollzogen.


    Unbekannt ist mir die Variante über den Nassfeldpass, der Neveapass und der Predelpass.


    Meist die bequeme Strecke Tarvis -Pontebba -Undine usw. gefahren.


    Ich denke schon, man muss ein ausgesprochener Motorradfan sein, um diese Riesenstrecke mit Aneinanderreihung von , zugegeben wunderschönen Pässen, zu bewältigen.


    Dass es euch letztlich noch erwischt hat mit Kälte und Regen, ist zudem ärgerlich.


    Aber auch wieder Glück,dass es nicht gerade zur Überquerung geschneit hat .


    Da du aber gesund geblieben bist , hat es sich wirklich gelohnt.


    Das wäre schon auch eine Monatsstrecke bei herrlichem Wetter mit dem Radl, wobei es fürs Radl wieder ungefährlichere mit Radwegen ausgestattete Strecken geben würde.



    Lieben Gruß
    Helmut

  • hallo Helmut,



    ...


    Das wäre schon auch eine Monatsstrecke bei herrlichem Wetter mit dem Radl, wobei es fürs Radl wieder ungefährlichere mit Radwegen ausgestattete Strecken geben würde.


    ...

    hallo Helmut,


    Chiusaforte liegt an einem der schönsten Fernradwege die ich kenne. Die alte stillgelegte Eisenbahnlinie von Villach bis zur Adria ist weitgehend geteert und meist gut ausgebaut. Sie führt immer leicht bergab und im Kanaltal durch Tunnel und über Brücken immer etwas oberhalb des Flusses.














    Ich habe mich hier mit einem Radler unterhalten, der in drei Tagen ganz bequem von Spittal bis Grado radeln wollte. Dieser Weg wäre auch was für dich und natürlich auch für mich. Warum nicht auch mal mit dem Radl, dann aber kein Paß.


    httpss://de.wikipedia.org/wiki/Alpe_Adria_Radweg


    Im Bereich Chiusaforte verläuft der Radweg auf der stillgelegten Pontebba-Bahn.


    httpss://de.wikipedia.org/wiki/Pontebbana


    grüsse


    jürgen

  • Ja ja, Jürgen,


    warum nicht, wenns mit der Gesundheit noch stimmt.


    Es gibt ja auch unseren Olifan


    https://www.adriaforum.com/kro…-mit-dem-crossbike.57661/


    der auch schon bravourös so eine Ochsentour hinter sich hat.



    Da kam natürlich auch von vielen Seiten, natürlich auch von mir, entsprechendes überschwängliches Lob.


    lieben Gruß
    Helmut

    Wer nichts weiß, muss alles glauben.
    Marie von Ebner-Eschenbach

    Einmal editiert, zuletzt von wallbergler ()

  • Auch für Nichtbiker ein toller Beitrag!!
    Ich bin richtig mit Euch "mitgefahren"!


    Das Lesachtal sind wir vor einiger Zeit mit einem ausgeliehenen Quad gefahren. Da könnte man alle paar hundert Meter stehen bleiben, so schön ist es dort.
    Der Nassfeldpass steht schon seit längerem auf meiner Wunschliste.


    Ein ganz klein wenig kann ich das Frischluftfeeling nachempfinden ( und auch die andere Sichtweise, die man von einem Zweirad auf die Straße und die anderen Verkehrsteilnehmer hat, haben wir doch mit unserem Wohnmobil auch ein kleines Motorrad dabei, aus Gewichtssgründen nur ein 125er.)


    Es macht riesigen Spaß- aber nur bei schönem, warmem Wetter ! ( Und natürlich nicht für solch lange Strecken)
    Auch wenn es natürlich kein Vergleich ist zu Euren großen , schweren Maschinen! ( Ich hoffe, Du verzeihst mir die Parallele)





    Liebe Grüße,
    Elke

  • hallo Elke,



    Nein, eure Maschine ist genau das Richtige für das Womo. Nicht zu schwer und doch etwas flotter als ein kleiner Roller. So kommt man auch bequem etwas weiter herum und auch auf einen steilen Berg rauf. An Eurer Stelle würde ich es genauso machen.



    Wie schon gesagt, hatten wir hunderte teils sehr enge Kurven mit Steigungen und Gefällen zu meistern. Das ganze erfordert tatsächlich mehr Kondition als von mir gedacht. Als am Alpenrand wohnender und mit dieser Landschaftsform vertrauter wusste ich zwar, was auf mich zukommt, konnte mir jedoch nicht denken, daß es tatsächlich ziemlich anstrengend werden würde.



    Für mich war das ganze auch deshalb recht einfach, weil ich die gesamte Strecke bereits kannte und somit das lästige Navigieren, in welcher Form auch immer entfiel. Eigentlich könnte man alle paar Kilometer stehen bleiben um die schöne Landschaft zu fotografieren. Aber da ist ja noch die Leidenschaft des Motorrad fahrens. Erst mal in Schwung bergauf, will man bis zur Paßhöhe nicht mehr anhalten.



    Wenn man dann erst mal in die mediterrane Hitze kommt wie es bei uns im südlichen Soca-Tal der Fall war, dann will man nur noch fahren um den Fahrtwind zur Kühlung zu geniessen. Deshalb auch die Wahl der Y-Autobahn um schnell nach Liznjan zu kommen.



    Mal sehen, ob ich es im nächsten Frühjahr oder Herbst noch mal packe. Roli ist sofort dabei. Dann jedoch eine etwas abweichende Strecke. Auswahl gibt es ja genug. Auch kenne ich von meinen Anfahrten mit dem Pkw abweichende Stecken, die ich euch ja wiederholt hier vorgestellt habe.



    Ich hoffe, beim nächsten Mal dann auch die Zeit zu haben, die Witterung vorab genau zu analysieren. Ggfs bleiben wir halt ein paar Tage länger. Eine Regenfahrt bei Nacht soll es nicht mehr werden.



    Jetzt, da es hier in Südbayern endlich wieder sonnig und etwas wärmer wird, möchte ich dieser Tage auch noch mal einen Ausflug mit Suzi machen bzw. einen kleinen Berg erklimmen. Istrien ist ja auch noch in diesem Spätsommer angesagt, dann aber mit dem Auto.



    grüsse



    jürgen

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