Bei Arles teilt sich die Rhone in mehrere Arme und bildet vor ihrer Mündung ins Mittelmeer ein ca 930 Km² großes Delta ( Zum Vergleich : Bundesland Hamburg 755 km²)
Das ist die Camargue, eine einzigartige Landschaft in Europa.
Es ist ein Landschaftsschutzgebiet, ein Teil davon sogar Naturschutzgebiet.
Karte s. Wikipedia
httpss://de.wikipedia.org/wiki/Camargue
Während unseres Urlaubs in der Provence im September besuchten wir diese Gegend.
Schon bei der Anfahrt erkannten wir, dass es unmöglich ist, an einem Tag auch nur das Wichtigste zu sehen .
Wir nahmen uns vor, uns für die Landschaft und für die Tierbeobachtung Zeit zu lassen, strichen den Besuch der Städte Arles und Aigues Mortes aus unserem Tagesplan und verschoben dies auf einen zweiten Besuch einige Tage später.
Die Camargue in Schlagzeilen:
Flaches Land, unendliche Weite, flimmernde Luft, Sumpf, Schilf , Seen, Wassergräben, Salzwiesen, schwarze Stiere , weiße Pferde, Flamingos und viele, viele andere Vögel.
Kommt man von Norden aus Richtung Arles in die Camargue, so fährt man zunächst an landwirtschaftlich genutztem Land mit Getreidefeldern, Obstplantagen , großen Sonnenblumenfeldern vorbei.
Die Sonnenblumen waren verblüht, aber ich kann mir gut vorstellen wie van Gogh fasziniert war von diesen goldgelben, sonnenähnlichen Kreisen unter blauem Himmel. Er hat sie während seiner Zeit in Arles immer wieder gemalt .
Hier ein Bild von 1889
[Blockierte Grafik: httpss://upload.wikimedia.org/…ogh_Twelve_Sunflowers.jpg]
Quelle und Lizenz ( gemeinfrei)
httpss://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenblumen_%28van_Gogh%29
Schon nach wenigen Kilometern tauchten rechts und links der Straße Reisfelder auf- Mitte September goldgelb und kurz vor der Ernte.
Entwässerungsgräben durchziehen die Landschaft .
Auf großen Weideflächen kann man die schwarzen Stiere entdecken. Sie tragen alle Brandzeichen , haben alle ihre Besitzer, leben das ganze Jahr frei , aber halbwild.
Die temperamentvollsten von ihnen werden in der Arena von Arles bei Stierkämpfen eingesetzt.
Es gibt in Arles zwar immer noch die blutigen Stierkämpfe wie in Spanien - aber meist werden die unblutigen Wettkämpfe veranstaltet, bei denen der Stier am Leben bleibt. (Und er seinem Besitzer hohe Preisgelder einbringen kann)
Schwarze Stiere werden auch als Schlachttiere gezüchtet. Ihr Fleisch ist in der provencalischen Küche sehr begehrt.
Die Tiere leben auf eingezäunten riesigen Weiden . Es ist nicht ratsam, die Grenzen zu überschreiten.
Aber von der Zufahrtsstraße aus kann man genügend Tiere beobachten.
So auch die weißen Pferde. Auch sie leben bei Wind und Wetter das ganze Jahr im Freien.
Man könnte alle paar hundert Meter stehenbleiben und schauen.
Die Fohlen bekommen erst nach 5-6 Jahren ihr weißes Fell
Früher brauchte man die Pferde vor allem zum Zusammentreiben der Stiere. Die "Cowboys" der Camargue ( "Gardians") gibt es zwar immer noch, aber die meisten Pferde werden für den Tourismus gebraucht, sowie für Umzüge bei traditionellen Festen.
Im südlichen Teil der Camargue kann man mit Pferdekutschen unterwegs sein oder unter Führung eines Gardian selbst ausreiten.
Je weiter wir nach Süden kamen, desto sumpfiger wurde das Land rechts und links der Straße - größere und kleinere Wasserflächen, Wassergräben ,Schilf, Tamarisken bestimmen die Landschaft.
Der Sommer 2015 war sehr heiß und hatte weite Landflächen ausgetrocknet. Eine Salzkruste überzog den Boden.
Das ist die Region, in der nur noch wenige Pflanzen gedeihen:
Tamarisken und Queller können in dem salzigen Brackwasser wachsen.
Wir wichen von der asphaltierten Straße ab und fuhren, bzw. gingen auf einem Feldweg ein paar Kilometer am Étang de Vaccarès entlang, dem Kerngebiet des Naturschutzgebietes.
Hier begegneten uns auch etliche Besucher auf Fahrrädern (oft auch auf E Bikes) . Sie verbrachten wohl in Saintes Maries de La Mer , vielleicht auf dem Campingplatz , dem großen Wohnmobilstellplatz am Ortsrand oder auf einem der Bauernhöfe ( oft Reiterhöfe) ein paar Urlaubstage.
Wir wollten endlich Flamingos sehen!
Und sie waren da- in kleinen und in größeren Gruppen staksten sie mit ihren langen Beinen im Wasser und filterten mit ihrem speziellen Seihschnabel Nahrung aus dem Wasser und aus dem Schlamm.
Wir hielten uns lange am See auf ( trotz Stechmücken- aber wir hatten vorgesorgt mit Autan und Anti Brumm) und konnten uns nicht satt sehen an den Flamingos und der Landschaft in dem wunderbaren Licht am frühen Nachmittag .
Ich habe zwar schon oft Flamingos in Tierparks gesehen, aber hier in der Wildnis war es anders: Es war ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde.
Selbst die Reiter und die Kutschen schienen die Tiere nicht zu stören.
Irgendwann wurde es Zeit, aufzubrechen . Die Häuser und die Kirche von Saintes Maries de La Mer waren am Horizont zu sehen.
Die Wehrkirche Notre-Dame-de-la-Mer aus dem 9. Jahrhundert ist ein bedeutender Wallfahrtsort und bekannt vor allem durch die jährlichen Wallfahrten der "Gitans" ( der meist spanischstämmigen Roma) am 24.Mai und Ende Oktober.
"Wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen" - das war unser Pech.
Vom Turm der Kirche hätte man einen weiten Blick über das Land und über das Meer gehabt.
Denn sonst gefiel es uns in Saintes Maries de La Mer nicht sehr - Touristenrummel, Andenkenmarkt, Imbissstände, Restaurant an Restaurant…
Ich möchte nicht wissen, was hier im Juli/August los ist.
Man konnte u.a. Reis aus der Camargue kaufen.
sowie Salz aus der Region ( das feine Fleur de Sel zu recht "stolzem" Preis)
Zwei Kreisverkehre in der Stadt
Einer mit dem weißen Hengst ( Crin blanc)
und mit der Skulpturengruppe Stier und Gardian
Am Ortsrand stehen etliche neue Häuser ( große, sicher teure Ferienhäuser ) im Stil der alten Häuser, den schilfgedeckten "Cabanes" , von denen es im Inneren der Camarque nur noch ganz wenige gibt:
Van Gogh hat sie 1888 auch gemalt
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Ebenso die Fischerboote am Sandstrand von Saintes Maries de La Mer
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Quelle und Lizenz
Wikipedia
Weiteren Spuren von van Gogh folgten wir einige Tage später in Arles.
Wir wollten nicht auf dem gleichen Weg zu unserem Urlaubsort östlich von Marseille zurückfahren.
Der Deich, der sich von Saintes Maries de La Mer nach Osten bis Salin de Giraud erstreckt , ist nur für Wanderer oder Radfahrer.
Mit dem PKW mussten wir rund um den Étang de Vaccarès fahren, um zur Fähre Bac de Bacarin über die Rhone zu gelangen.
5 Euro für die Fährfahrt über die Rhone.
Das Navi zeigte eine direkte Verbindung auf einer Autobahn über Fos sur Mer und Martiques durch Marseille nach Aubagne.
Es ging alles glatt- der Ausblick , den wir am Stadtrand auf Marseille hatten, war eindrucksvoll.
Aber dann begann die nervaufreibende Fahrt durch die Stadt.
Es wurde eng auf der Schnellstraße, Rollerfahrer fuhren im Slalom von einer Spur auf die andere, große Lieferwagen wechselten ständig die Fahrbahn und ich übersah die Einfahrt in den Tunnel, der unter dem Alten Hafen das Stadtzentrum durchquert und der uns bequem auf die andere Seite der Stadt geführt hätte.
Es dauerte mehr als eine Stunde , bis ich die Ausfahrt aus der Stadt gefunden hatte und im Stop and Go nach Aubagne kam.
Ich hatte zwar die sehr genaue (empfehlenswerte) gelbe Karte Michelin LOCAL France Nr 340 /Provence/ Cote d'Azur) 1:150 000
Aber ohne mein TOM TOM wäre ich in den Häuserschluchten vermutlich verzweifelt immer im Kreis gefahren. Park- und Haltemöglichkeiten gleich NULL.
Ich habe keine Angst vor Stadtverkehr, aber nie würde ich auf die Idee kommen, Marseille freiwillig mit dem Auto zu besuchen.
Wir hatten ja vor, ein weiteres Mal in die Camargue zu fahren - aber das wollten wir anders machen.
Davon in einem zweiten Teil.
Lieben Grüße,
Elke