Tessin: Ausflug ins Maggiatal

  • Die Maggia ist ein knapp 60km langer Fluss im Tessin.
    Er entspringt in ca 2800m Höhe und mündet auf 193m Seehöhe in einem Delta in den Lago Maggiore.



    Bildquelle : Wikipedia
    Zitat:
    " Das Maggiadelta im Tessin. Blick in Richtung Norden. Die Gemeinde Ascona liegt südlich der Maggia, die Gemeinde Locarno nördlich, in der Mitte des Bildes ist die Verzasca-Staumauer gut erkennbar."
    https://commons.wikimedia.org/…Maggia_Delta_2014_Air.jpg
    By Sputniktilt (Autor)


    Schon an dem Luftbild kann man links erkennen, dass es sich um einen Gebirgsfluss handelt. Zu Zeiten der Schneeschmelze transportiert er riesige Mengen an Kies und Geröll und lagert sie See ab.

    Das Vallemaggia ist nach Süden hin ausgerichtet und klimatisch begünstigt . Bis weit ins Tal hinein findet man Palmen und andere mediterrane Sträucher und Bäume .



    Es gibt eine gut ausgebaute Straße und zahlreiche Wanderwege. Auch Wassersportler (Kajakfahrer , Taucher) finden in der Maggia genügend Herausforderungen.


    Das ganze Tal entlang führt ein Radweg .
    Wie schwierig die Strecke ist, vermag ich nicht zu beurteilen - anstrengend ist sie sicher :wink:


    Zitat:
    Fahrzeit: ca. 5-6 Stunden einfach, bergab 1,5 Std
    Strecke: 52 km einfach
    Höhenmeter: 1280 m bergauf


    https://www.fahrrad-tour.de/Alpen/Maggia/Maggiatal.htm


    Informationen über Radwege gibt es in den Fremdenverkehrsbüros . In Tenero am Bahnhof kann man Fahrräder ( auch E Bikes ) ausleihen.


    https://www.veloland.ch/de/routen/route-0418.html


    Wir machten mit dem Auto einen Ausflug ins Maggiatal , besuchten jedoch nicht alle Seitentäler, sondern fuhren nur bis ins Lavizzaratal .


    Es war Anfang April und manche der Seitentäler, die Helmut bei seinem Ausflug ins Maggiatal besucht hatte , lagen noch unter einer dicken Schneedecke .
    Wallberglers Bericht


    Bis zum Ort Maggia ist das Tal nicht sehr eng.
    Weiden , landwirtschaftlich genutzte Flächen und hübsche Dörfer mit den typischen Steinhäusern bestimmen das Bild.



    Der kleine Ort Maggia mit der Pfarrkirche San Maurizio . Sie steht unübersehbar auf einer Anhöhe außerhalb des Ortes. ( Rechts vorn ein Hotel in einem alten Bauernhaus)



    Was mir an der Kirche besonders gefiel, war die Gestaltung eines moderne Altarraumes, die hervorragend zu dieser Kirche passt.




    Weiterfahrt nach Cevio , vorbei an alten Dörfern, aber auch an großen Steinbrüchen, ( z.B. bei Riveo).
    Dort wird schwarz-weiß-grau gestreifter Granit und vor allem Gneis gebrochen .
    Er lässt sich leicht in bis 3cm dünne Platten spalten und wird schon seit Jahrhunderten als Baumaterial verwendet wird. (s. weiter unten Mogno)



    In Cevio wird das Tal relativ breit .


    Es ist der Hauptort im Maggiatal und überrascht durch vornehme Bürgerhäuser aus dem 17. Jahrhundert.


    Der Dorfplatz



    Hinter der Mauer und den beiden Türmchen befindet sich der alte Wohnsitz der Landtvögte .
    Die Familie Franzoni ließ ihn während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bauen. Später fiel das Gebäude an die Familie Respini.



    Bemerkenswert ist das Stadthaus, einst Sitz der Vögte des Val Maggia, auf der Fassade Familienwappen mehrerer Landvögte.



    Obwohl Cevio 421 m hoch liegt, war der Frühling Anfang April schon weit fortgeschritten.


    Magnolien und Kamelien




    Etwas außerhalb des Städtchens steht in Cevio vecchia oberhalb der Hauptstraße die Pfarrkirche San Giovanni mit einem Beinhaus und eindrucksvollen Deckenfresken







    Nach Cevio wird das Tal enger, die Straße schmäler. Es heißt jetzt Val Lavizzara.


    Brücken findet man nur wenige- aber so kann man den Fluss auch überqueren.


    Eine Seilfähre




    Kurz nach dem Ort Lavizzara (763m) beginnt eine schmale Straße, steil ansteigend und mit recht engen Kurven. Ein Postbus, der plötzlich hinter einer Kurve auftaucht, kann durchaus nervös machen.
    ( Postbusse haben in der Schweiz grundsätzlich Vorfahrt - das heißt im Zweifelsfall : zurücksetzen…)



    Unser Ziel war das kleine Almdorf Mogno.(1180m )


    Vor 30 Jahren kannten nur wenige Menschen diesen Ort- heute ist er weit über die Grenzen des Kantons hinaus bekannt.


    Informationen und historische Bilder habe ich von Postkarten und aus dieser Quelle
    https://chiesadimogno.ch/it


    So sah der Ort früher aus


    Ein paar Holzhäuser und die alte Kirche, La Chiesa di San Giovanni Battista aus dem Jahr 1636





    Dann kam der 25. April 1986 .


    Ein riesige Lawine donnerte am frühen Morgen herunter und begrub einen Teil des Dorfes und die Kirche, die zuvor 350 Jahre gestanden hatte.


    Menschen kamen nicht zu Schaden , da es sich im 1180m hohen Mogno um ein Maiensäss handelte, das von den Bauern nur im Sommer bewohnt wurde. Ende April 1986 war noch niemand im Dorf gewesen.



    Schon recht schnell bildete sich eine Interessengemeinschaft , die den Wiederaufbau der Kirche förderte.


    In einem Architektenwettbewerb gewann der Schweizer Architekt Mario Botta mit seinem eigenwilligen Entwurf für die neue Kirche.


    Von 1992 bis 1996 wurde an der Kirche gebaut.


    Die Kirche steht am ursprünglichen Platz. Die Höhe des Baus entspricht der der alten Kirche, die beiden Glocken stammen noch von der alten Kirche. Sie haben die Katastrophe überstanden.


    La Chiesa di San Giovanni Battista




    Als Material wurde in erster Linie Stein aus der unmittelbaren Umgebung verwendet:
    Gneiss, Beola genannt , aus den Steinbrüchen von Riveo im Maggiatal ( s.o.)
    Weißer Marmor aus dem Pecciatal bei Lavizzara
    sowie Eisen für das Tragwerk und Glas für das Dach




    De Kirche ist ungewöhnlich . Mir gefällt sie gut.


    Eines ist sicher: Der Ort Mogno mit dieser Kirche von Mario Botta ist jedes Jahr Anziehungspunkt für viele Besucher.





    Auch im Ort wurden viele Gebäude wieder aufgebaut.


    Zum Beispiel dieser alte Getreidespeicher von 1651, den die Lawine auch niedergerissen hatte.







    Aber auch viele Holzhäuser im Dorf wurden wieder aufgebaut - fast alle traditionell mit Steinplatten gedeckt .



    Doch es sind keine Almhütten mehr, sondern "Rusticos" - gemütliche, manchmal sehr kleine Holzhäuser, meist als Ferienhäuser genützt.
    Auch diese beiden Häuser aus Holzbalken sind keine Heustadel - ein Blick durch die kleinen Fenster zeigt winzige, aber gemütliche Wohnräume.



    Es ist einem Architekten der Region ( dem ehemaligen Bauleiter beim Bau der Kirche ) zu verdanken, dass im Vallemaggia und im Val Lavizzara viele historische Häuser sorgfältig restauriert werden.
    Giovan Luigi Dazio ( Baumeister und Architekt)
    https://www.gld-dazio.ch/de/giovan-luigi-dazio/


    Aufmerksam wurde ich durch ein Faltblatt, das in Mogno auslag und das einen Panoramaweg von Mogno bis Fusio beschreibt , auf dem man Rustikos bewundern kann.
    https://www.vallemaggia.ch/att…ttaglio.php?atc=6&att=109


    hier die kleine Karte als pdf
    https://www.vallemaggia.ch/docs/83_andar_per_rustici.pdf


    Es lag noch recht viel Schnee dort oben in Mogno.


    Wir fuhren zwar noch weiter bis zum letzten Ort, nach Fusio. Bis zum Stausee oberhalb kamen wir nicht.



    An diesem Tag (Gründonnerstag) waren viele Lokale ( Grotti, Cafes) geschlossen, so dass wieder wir den Heimweg hinunter nach Ascona antraten.


    Elke

  • HAllo Elke,


    wunderschöne Bilder, die Erinnerungen an unseren Urlaub im Maggiatal wecken. Wir waren ja vor einigen Jahren in Someo in einem wunderschönen Rustico, das von den Eigentümern liebevoll wieder aufgebaut und so schön hergerichtet wurde. Ich erinnere mich noch gut an eine Wanderung von Someo aus über die längste Hängebrücke (von 3 in dem Tal) die ca 340 Meter lang ist - danach bin ich über einen Stock gestolpert und in eine riesige Pfütze gefallen, matschig und klatschnass ging es dann wieder an den Fluss und ich hab mich notdürftig gesäubert, (zum Glück war es sehr warm an diesem Maifeiertag) das vergess ich nie, und das Gelächter meines Mannes..... na ja ;)


    Auch die architektonisch außerordentlich interessante Kirche von Botta hat mich damals sehr fasziniert, außergewöhnlich und besonders.
    In ein/zwei der Seitentäler sind wir reingefahren, ich weiß nicht mehr wie sie hießen, zu sehen gibt es jedenfalls viel in dem schönen Tal.


    Danke fürs Mitnehmen

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Wieder ein interessanter Ausflug, den du uns hier zeigst.
    Jetzt müssen wir wirklich einmal unseren Urlaub in diese Richtung planen.
    Diese außergewöhnliche Kirche ist schon ein Blickfang. Kann man gleich erkennen dass es eine Kirche ist, oder verrmutet man erstmal etwas anderes?

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen

  • Helga - der aus dem heimischem Gestein erbaute, schwarz- weiß gestreifte Bau ist nicht als Kirche zu erkennen, so wie wir uns Kirchen vorstellen.


    Es gibt zwar eine Art Glockenstuhl, aber keinen "Turm" mit Kreuz.


    Wer heute nach Mogno fährt, fährt vor allem dorthin, um diese Kirche zu sehen und ist meistens neugierig , weil er durch Bilder darauf vorbereitet ist.


    Ich empfand die fensterlose Kirche als sehr hell - der Blick wird nach oben zu dem großen Glasdach gelenkt.


    In der Tessiner Zeitung kann man über die Kirche lesen


    "Wenn Gott Licht ist, ist das ein Gotteshaus"


    https://chiesadimogno.ch/files/130802_TessinerZeitung.pdf


    Liebe Grüße,
    Elke

  • hallo Elke,


    eine völlig unbekannte Schweiz, die du uns hier zeigst. Es dürfte sehr aufwändig und teuer gewesen sein, diesen durch eine Lawine zerstörten Ort wieder aufzubauen. Dies alles nur für ein paar Monate Nutzung als was? Sind das Ferienhäuser der Familien, die hier früher hier in Mogno gelebt haben oder gibt es da eine Art Sommerlandwirtschaft? Die Steinbrüche dürften vermutlich eh nicht das ganze Jahr über betrieben werden. Viele Menschen finden da glaublich auch nicht Arbeit. Erstaunlich auch, daß solch eine architektonisch eigenwillige aber durchaus ansprechende Kirche gebaut wurde.


    Auch das milde Klima, welches man zwischen den hohen Bergen nie vermutet, zeigt die Nähe zum mediterranen Raum. Die ganze Gegend ist anscheinend, obwohl direkt am in der Saison von Touristen überlaufenen Lago Maggiore sicherlich doch so abgelegen, daß nur wenige Besucher sich hier aufhalten.


    Vielen Dank fürs mitnehmen sagt


    jürgen

  • Da sieht man mal wieder, liebe Elke,


    was man mit Hintergrundinformationen aus einem Bericht über landschaftliche Juwele machen kann.


    Du siehst halt auch, wie viele andere hier, immer genauer hin , während ich mich nur auf die Naturschönheiten konzentriere. Auch die Geschichte mit der Lawine ist eine vorbildliche Ergänzung.


    Fantastisch wie sich diese Sichtweisen, zusammen mit Sylvi, hier im im Forum ergänzen.


    Unglaublich was da noch für Schneemengen bei der Kirche in Mogno lagen. Herrlich die 2 mit Tele fotografierten Miezekinder, die angespannt lauerten.


    Der schwarze Kater, es ist als ob mich mein im Katzenhimmel angekommener Jacky ansehen würde. schluchtz.


    Im letzen Bild in Fusio, genau das zwischen Kirche und dem roten Haus liegende unterhalb versetzte Haus war das Lokal, mit der ewig langen Wartezeit auf das Essen.



    Vielen Dank für diese herrlichen Erinnerungen.


    lieben Gruß
    Helmut

  • Da möchten wir uns sofort aufs Rad schwingen und losfahren. Ein Radweg durchs ganze Tal - sicherlich wunderschön.


    Ihr habt den Sonnenschein richtig genutzt und uns mit diesen Bildern verwöhnt.


    Herzlichen Dank,
    Irmgard und Klaus

  • Zitat von Claus-Jürgen

    Steinbrüche dürften vermutlich eh nicht das ganze Jahr über betrieben werden. Viele Menschen finden da glaublich auch nicht Arbeit


    In Cevio habe ich mich gewundert, dass neben den vornehmen alten Bürgerhäusern auch eine Anzahl an Mehrfamilienhäusern zu sehen waren, die eher an Randsiedlungen von Industriegebieten erinnerten.
    Die Erklärung fand ich hier
    https://de.wikipedia.org/wiki/Cevio


    Zitat

    Herkunft – Nationalität
    Von den 476 Einwohnern sind 364 (= 76,47 %) Schweizer Staatsbürger….. Die grössten Einwanderergruppen kommen aus Italien, Spanien, Portugal, Bosnien-Herzegowina und Sri Lanka.
    Der für die Region untypisch hohe Anteil von Zugewanderten ist auf die grosse Zahl von Arbeitsplätzen in Industrie (Steinbrüche) und Gesundheitswesen (Spital) zurückzuführen.


    Das bedeutet, dass die Steinbrüche im Maggiatal keineswegs eine untergeordnete, sondern eine wichtige Rolle für Arbeitplätze spielen.


    @Jürgen
    Diese Rusticos sind "Juwelen" im Tal - für Landwirtschaft werden sie nicht mehr genutzt. Aber man kann sie als Ferienhaus mieten ( s. Tosca #2), oder auch kaufen
    Schau mal hier bei "Immobilien"
    https://www.gld-dazio.ch/de/giovan-luigi-dazio/


    Preise kenne ich nicht …


    @Helmut

    Zitat


    Der schwarze Kater, es ist als ob mich mein im Katzenhimmel angekommener Jacky ansehen würde


    Ich weiß doch von Deinem Jacky- und hab genau an diesen gedacht, als ich das Bild ausgewählt habe :wink:


    @Klaus

    Zitat

    Ein Radweg durchs ganze Tal - sicherlich wunderschön.


    Ihr solltet Euch das mal überlegen ( im Frühjahr oder Herbst - nicht im Sommer.)


    Es waren schon etliche Radfahrer unterwegs - auch im Verzascatal!


    Für mich wären 1280 Höhenmeter unvorstellbar, auch nicht mit E BIke.


    Wir haben immer wieder ein Paar auf solch einem Vehicel überholt- ich habe sie bewundert
    https://www.wz-newsline.de/pol…scape_550/onlineImage.jpg


    Liebe Grüße,
    Elke

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