waldis Fahrt nach Szeged 2010

  • waldis Fahrt nach Szeged



    Erster Teil


    Der Wetterdienst hatte ein etwas kühleres Wetter (bisher um 30°C) gemeldet – etwa 8 bis 10° weniger. Deshalb hatten wir eine Fahrt nach Szeged beschlossen. Am Samstagvormittag gings los von Mezőkövesd in südlicher Richtung.


    In Kisköre kamen wir zu dieser "Eisenbahnstrassenbrücke"!




    Da teilen sich die Bahn und der Straßenverkehr eine Brücke! Wir hatten Glück, dass die Ampel bei unserer Ankunft grün zeigte. Ein Schild weist auf bis zu zehn Minuten Wartezeit hin.


    Ich entschloss mich dazu, am See von Tiszaroff entlang die Fahrt nach Fegyvernek fortzusetzen. Das hätte ich besser nicht gemacht. Der See war vom Auto aus nicht zu sehen. Ein Damm hält ihn in seinen Grenzen. Dann wurde die Straße grottenschlecht und wir merkten gleich warum. Unzählige LKW begegneten uns. Dort muss wohl irgendwas abgebaut werden.


    Ich glaube dass ich dieses Foto einer Trianonfahne in Fegyvernek geschossen habe.




    In Törökszentmiklós fanden wir eine ansprechende cukrászda (Konditorei) mit herrlichen süßen Verführungen.


    Bei Bagimajor fuhren wir an dieser Windmühle vorbei.




    Als wir an Martfű vorbei fuhren lud uns der Park mit Rathaus und zwei Kirchen zum Anhalten ein.



    ..........
    die katholische Kirche zum Heiligen Thomas und die reformierte Kirche (calvinistisch)



    Dabei entdeckten wir die Statue des heiligen Stephan zwischen den Kirchen.




    Das ist ein Werk des ungarischen Bildhauers und Restaurators Ferenc Gyurcsek und es wurde am 20. August 1997 aufgestellt.


    Am Rande des Parks fand ich diesen Busch.




    Aus der Nähe betrachtet...



    Das ist wohl eine Symbiose!? Kennt das jemand?



    Nächste Station war Hódmezővásárhely mit einem sehenswerten Stadtzentrum.
    In der Mitte des Parks steht Lajos Kossuth, der Revolutionsführer von 1848.




    An einer Seite wird der Park vom prachtvollen Rathaus begrenzt.




    Auf dem Rathausplatz neben Kossuth habe ich diese Glocke fotografiert.




    Diese Tafel besagt, dass diese Glocke im Rathausturm hing und bei einem Brand des Turms am 4. September 1970 beschädigt wurde.




    An einer anderen Seite des Rathausplatzes findet man das Hotel Fekete Sas (schwarzer Adler).




    Mich interessierte aber das Erzsébet Szem Kórház (Elisabeth-Augen-Krankenhaus).




    Dort befindet sich wahrscheinlich eine Elisabethbüste. Laut Aussage eines Krankenpflegers steht diese in einem "Erzsébet-szoba", einem Elisabethzimmer das nur zu Besprechungen genutzt wird und nicht zugänglich ist. Schade!


    Ach ja! Inzwischen zeigte das Aussenthermometer des Autos satte 15°C an!





    Szeged



    war unser eigentliches Ziel bei dieser Reise.
    Nach unserer Ankunft am frühen Nachmittag stellten wir das Auto in der Nähe des Rathauses am Széchenyi tér ab. Dieser allein ist schon mit acht Denkmälern von berühmten Personen gespickt. Das fängt beim Namensgeber des Platzes István Széchenyi an und hört bei Pál Vásárhelyi, dem Regulierer der Theiss, auf.
    Die ließ ich aber wegen des nächsten drohenden Regengusses links liegen und wir begannen einen Bummel durch die Straßen von Szeged.


    Über die Kárász utca kamen wir zum Klauzál tér der auf der einen Seite vom Kárász-ház begrenzt wird, vor dem das erste Ganzkörper-Denkmal Ungarns von Lajos Kossuth steht.




    Vom Balkon dieses Hauses hielt am 12. Juli1849 der Revolutionsführer Lajos Kossuth vor etwa 50000 Menschen seine letzte Rede in Ungarn. Danach emigrierte er.
    Im gleichen Haus, vielleicht sogar im selben Zimmer, übernachteten Kaiser Franz-Joseph und Kaiserin Elisabeth als sie 1857 die Stadt besuchten.


    Dem Kossuth-Denkmal gegenüber steht der Königsbrunnen.




    Das Kunstwerk von Klára Tóbiás wurde im Jahre 2000 aufgestellt und wird deshalb auch als Milleniumsbrunnen bezeichnet.
    Aus den Hähnen sprudelt Trinkwasser – eine nicht alltägliche Erscheinung.


    Unser Weg führte uns zur Porta Heroum, dem Heldentor.




    Dieses Ehrenmal für die gefallenen und vermissten Soldaten des ersten Weltkrieges ist eine seltene Darstellung und bewohnt!
    Im Torbogen befinden sich Fresken von Vilmos Aba-Novák und die Tafeln mit den Namen der "Helden".


    ..........



    Vor dem Tor, auf dem Aradi vértanúk tere, der früher mal Gizella-tér (nach der Frau des ersten ungarischen Königs Stephan) hieß, fanden wir das Reiterdenkmal des letzten großen Kuruzenführers
    II. Rákóczi Ferenc.
    Früher stand er auf dem Széchenyi tér vor dem Rathaus.




    Die Gedenksäule, die an die Schlacht von Szöreg und die Märtyrer von Arad erinnert, habe ich übersehen.


    Wir gingen weiter zum Domplatz.
    Mit seinen 12 000 m² ist er so groß wie der Markusplatz in Venedig. Leider konnte ich das nicht nachvollziehen weil der Platz durch das sommerliche Freilichttheater völlig zugebaut war. Doch die Freilichtspiele sind seit 1931 Tradition.


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    Vor dem Dom steht das angeblich älteste Bauwerk von Szeged, der Dömötör torony, der Demetriusturm.
    Die Grundmauern stammen aus dem 11. Jahrhundert, der untere viereckige romanische Teil aus dem 12. und die oberen frühgotischen Stockwerke aus dem 13. Jahrhundert.




    Über dem Eingang des Turmes kann man eine Kopie des ältesten erhaltenen Reliefs von Szeged, ein Lamm, erkennen. Leider nur ein schlechter Bildausschnitt.




    In den, den Platz umrahmenden Gebäuden aus roten Klinkern ist in den Arkaden eine Art Gedenkhalle mit Büsten und Reliefs von herausragenden Persönlichkeiten aus der ungarischen Geschichte, Literatur, Kunst und den Naturwissenschaften untergebracht.




    Außer König Matthias Corvinus habe ich noch den Verfasser der ungarischen Nationalhymne Ferenc Kölcsey fotografiert.




    Nun wanden wir uns wieder zum Dom.


    Nach dem großen Hochwasser von 1879 (von etwa 6800 Häusern in Szeged standen noch 265) gelobten die Stadtväter von Szeged, eine monumentale Kirche zu bauen. Daraus entstand zwischen 1914 (Grundsteinlegung) und 1930 die viertgrößte Kirche und einzige Kathedrale Ungarns.
    Am 24. Oktober 1930 fand die Einweihung statt.


    Mehr über die Entstehung des Domes von Szeged
    (Das Laden der Seite dauert etwas. Dann den Buchdeckel unten rechts packen und nach links öffnen und blättern. Leider nur in Ungarisch verfügbar.)



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    das Königsfenster und das Marienfenster



    Die Orgel mit ihren 9040 Pfeifen ist die drittgrößte Kirchenorgel Europas.


    Leider habe ich kein eigenes Bild vom Holzkreuz von János Fadrusz das er 1892 geschaffen hatte und nach der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900, wo er damit einen Preis errungen hatte, der Stadt Szeged schenkte, damit es in der geplanten Kathedrale aufgestellt werde.




    Es wird erzählt, dass der Künstler sich an ein Kreuz binden und fotografieren ließ um den Korpus Christi möglichst natürlich darzustellen.
    Erst 1971 kam das Kreuz aus dem Museum in den Dom wo es 1979, 100 Jahre nach der Hochwasserkatastrophe, an den Platz gehängt wurde, wo man es heute noch bewundern kann.


    Für gute Bilder war es im Inneren der Kirche viel zu dunkel. Einiges möchte ich Euch aber nicht vorenthalten.


    Etwas Besonderes ist das Bild der Szögedi Mária an der Kirchendecke.
    Die Jungfrau Maria wird gezeigt im einfachen Pelzumhang und in roten Pantoffeln.
    Beides sind Merkmale der Gegend.
    Wegen der Pantoffeln wird sie auch papucsos Madonna, Madonna in Pantoffeln, genannt.




    Nach dem Besuch des Domes wurde der Regen so stark, dass wir beschlossen nach Makó weiterzufahren und uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit umzusehen.


    Ich nehme hier vorweg, dass wir am nächsten Morgen auf der Heimreise noch einmal in Szeged Halt machten.
    Ich musste ja unbedingt noch das Sissi-Denkmal von Miklos Ligeti fotografieren.
    Das Wetter war auch nicht besser als am Vortag und ich knipste unterm Regenschirm.




    Trotz des ungünstigen Wetters gingen wir noch ein paar Schritte.


    Das Opernhaus von Szeged steht gegenüber von Sissi.




    Ein paar Schritte weiter stieß ich auf ein Denkmal von Gyula Juhász, einem bekannten ungarischen Poeten, der in Szeged geboren wurde und dort auch starb.




    Nicht weit von ihm, am Theissufer, steht seit 1998 eine Bronzeskulptur von Pál Farkas mit dem Namen Tiszavirágzás, auf deutsch "Theissblüte".




    Es erinnert an ein sich alljährlich wiederholendes bizarres Naturschauspiel entlang der Theiss. Der Fluss ist übersät mit toten Eintagsfliegen.
    Die 3 Jahre in denen sich die Larven der späteren Eintagsfliegen etwa 20 mal häuten verbringen sie in Röhren im Flußbett. Danach findet eine Umwandlung (Metamorphose) der Larven in Nymphen statt. Die Nymphen verlassen ihre Wohnröhren und schwimmen an die Wasseroberfläche. Nach wenigen Sekunden platzt die Nymphenhaut und die Flügel können sich entfalten. Nach Abschluss der Metamorphose fliegen die geschlechtsreifen Männchen zu Hunderttausenden dicht über der Wasseroberfläche in Richtung Flussmitte auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen. Dieser Massenflug von lediglich sehr kurzer Dauer (30-45 Min.) ist das faszinierendste Naturereignis an der Theiß und findet alljährlich Mitte bis Ende Juni statt. Die Paarung erfolgt an der Wasseroberfläche. Kurz nach dem Paarungsakt sterben die Männchen. Die toten Tierkörper der Männchen, gemeinsam mit den abgeworfenen Nymphenhäuten, bilden an der Wasseroberfläche einen weiß-grau-bräunlichen "Teppich", die sogenannte "Theißblüte" und werden von der Strömung flussabwärts getrieben. Im Gegensatz zu den Männchen fliegen die befruchteten Weibchen dicht über der Wasseroberfläche mehrere Kilometer flussaufwärts, berühren von Zeit zu Zeit die Wasseroberfläche und legen dabei ihre Eier ab. Kurz nach der Eiablage sterben auch die Weibchen und tragen somit zur Bildung der "Theißblüte" bei.


    Eine eigenartige Laune der Natur.




    waldi :174:

  • Hallo Waldi!


    Danke für deinen herrlichen Bericht über die Fahrt nach Szeged.
    Da habe ich erst gesehen, was mir von Ungarn noch alles unbekannt ist.


    Ja so ein Spaziergang durch die Altstadt von Szeged ist schon was Herrliches.
    Man hat oft das Gefühl im 19. Jahrhundert durch die Altstadt zu spazieren.





    Ja der Domplatz hat solche Ausmaße, dass es unmöglich war den Platz zu fotografieren.
    Ich hätte erst jetzt mit meiner neuen Kamera die Möglichkeit mit der Panoramaeinstellung den Platz zu fotografieren.
    So konnte ich immer nur kleine Abschnitte des riesigen Platzes aufnehmen.




  • Waldis Fahrt nach Szeged


    Zweiter Teil



    Makó


    Wir fuhren von Szeged nach Makó um dort vielleicht etwas günstiger zu übernachten als in Szeged und entdeckten direkt an der Hauptstraße die OÁZIS PANZIÓ.
    Ich hatte ja meine Bedenken – so direkt an der E68, der Verbindungsstraße zwischen Budapest und Bukarest.
    Aber es war ja Wochenende, da fahren ja weniger LKWs, tröstete ich mich.
    Es waren sogar Zimmer frei, also blieben wir. Ich war überrascht. Die Zimmer waren einfach aber modern eingerichtet und sauber, und die Preise human.
    Ein Blick in den Hof der Pension.




    Die Doppelfenster ließen mich den Verkehr vergessen. Ich schlief wie ein Murmeltier.
    Beim Duschen kam der große Schreck! Was stinkt hier bloß sooo? Es ist das Wasser in der Gegend.
    Es muss wohl sehr schwefelhaltig sein. Da musste ich mich dran gewöhnen.


    Zum Frühstück durften wir uns etwas wünschen. Guckt mal. Wer kennt bundáskenyér?




    Natürlich kennt Ihr "arme Ritter"! Oder nicht? Schmeckte ausgezeichnet in dem schicken Frühstücksraum.




    Kurz und gut: Ich kann die Pension wärmstens empfehlen.


    Wir waren natürlich nicht zufällig nach Makó gekommen. Wer mich kennt, der weiß dass da wieder was an Sissi erinnern muss.


    Am 17.September 1901 wurde im Garten des "megyeháza", der Komitatsverwaltung in Arad eine Bronzebüste von Königin Elisabeth (Bildhauer: György Zala) auf einem Marmorsockel der von zwei Säulenreihen flankiert war, enthüllt.
    Nach dem Friedensvertrag von Trianon wurde auch das Elisabeth-Denkmal in Arad von den Rumänen demontiert und das Komitat Csanád erwarb durch Tausch gegen archivarische Dokumente die Büste.
    An ihrem neuen Platz im Innenhof des József Attila-Museums von Makó…




    … wurde die Statue 1991 von dem Ehrenbürger der Stadt, Otto von Habsburg, noch einmal enthüllt.




    In diesem Museum hängen auch zwei große Gemälde von Königin Elisabeth.
    Leider war es nicht erlaubt zu fotografieren.
    Vom Gemälde der Königin im Krönungskleid von Bertalan Székely habe ich aber Postkarten kaufen können.




    Das 1894 erbaute "Erzsébet árvaház" (Elisabeth Waisenhaus) wurde nach der Königin benannt und der Grundriss des Gebäudes bildet ihr zu Ehren ein E.
    Im ersten Weltkrieg wurde es als Lazarett genutzt und danach vom Militär und als Polizeischule. Ab 1940 war es ein Heim für Lungenkranke und später Krankenhaus. Heute steht es leer und verfällt langsam.




    Makó hat aber durchaus noch mehr zu bieten!


    Makó ist bekannt durch die Makói vöröshagyma, eine durch eine spezielle Anbaumethode große Küchenzwiebel, mit einem durch den schwefelhaltigen Boden besonderen und scharfen Geschmack.
    Da sie die Stadt berühmt gemacht hat setzte man ihr ein Denkmal.




    In Form eines Theaters mit dem Namen hagymaház (Zwiebelhaus) hat man der Zwiebel ein zweites Denkmal gesetzt.




    Vor dem Zwiebelhaus wurde im Jahre 2000 ein neuer Brunnen a Múzsák kútja (Musenbrunnen) von Mihály Fritz aufgestellt.




    Daneben steht der neobarocke Postpalast.




    Vor dem Rathaus mit dem klassizistischen Säulengang... (József Vertics 1780, in die heutige Form umgebaut 1839 von Antal Giba)




    ... steht das Denkmal für die 102 Gefallenen des ersten Weltkrieges. Es zeigt Árpád als Beschützer über dem sterbenden Soldaten und der trauernden Witwe. Das Werk von János Pásztor wurde am 29. September 1929 eingeweiht.




    Nicht weit davon findet man diesen schönen Springbrunnen...




    ...und das überall anzutreffende Denkmal zu Ehren von Lajos Kossuth. (1908 Kallós Ede)




    Gegenüber an einem sozialistisch-modernen Wohnblock fand ich diese Tafel.



    "An diesem Platz stand die Herberge in der sich Gouverneur Lajos Kossuth am 1. August 1849 aufhielt"
    (also 10 Tage vor seiner Flucht aus Ungarn)



    Die offizielle Enthüllung der Statue des Cigányprimás Misi (Mihály) Fátyol war am 19. August 2009. (Vorgeiger bei den Zigeunern)
    Damals saß aber mein Freund noch nicht auf dem Stuhl! :lol:




    Kiss Jenő Ferenc, der in Makó geborene Bildhauer erschuf außer dem Misi auch das Denkmal von Szent István, dem ersten ungarischen König. Es wurde im Jahre 2000 enthüllt.




    Herczeg Klára, eine Schülerin von Zsigmond Kisfaludi-Strobl, schuf das 1988 aufgestellte Werk Öcsi szobor (Junior Statue).




    Dahinter formierte sich gerade eine Hochzeitsgesellschaft um das Brautpaar zum Gruppenfoto.


    Das ist nur eine kleine willkürliche Auswahl der Sehenswürdigkeiten von Makó, aber die Zeit war wieder einmal viel zu schnell vorbei und wir mussten die Rückfahrt antreten.



    Nach unserem Zwischenstopp in Szeged verließen wir die Stadt in nördlicher Richtung.
    Mein Magen fing langsam an zu knurren und wir beschlossen in der Fehértói Halászcsárda etwas zu essen.
    Obwohl es ein recht großes Lokal ist, war die Bedienung schnell und freundlich, und das Essen lecker.
    Bei diesem Video läuft Euch bestimmt das Wasser im Mund zusammen.
    Garantiert!




    Wer mal eine kleine "gulyás parti" feiern möchte, der kann einen der Óriás Bogrács (Riesenkessel) ordern.
    Der größte fasst 10 000 Portionen!


    Vom hölzernen Aussichtsturm hat man einen herrlichen Ausblick auf den "weißen See". Aber nur wenn man besseres Wetter hat als wir.
    Der fehér-tó ist etwa 14km² groß und Teil des "Kiskunsági Nemzeti Park".
    Der größte Salzsee Ungarns ist die Heimat von etwa 280 Vogelarten, darunter Lach- und Schwarzkopfmöven, Seiden-, Grau-, Silber- und Purpurreiher, Löffler und Kraniche, Stock- und Tafelenten, Fluss-Seeschwalben und Rohrweihen.
    Er ist auch ein wichtiger Rastplatz für viele Zugvögel wie zum Beispiel die Wildgänse.




    Unser nächstes Ziel war Ópusztaszer oder genauer Ópusztaszeri Nemzeti Történeti Emlékpark, auf Deutsch etwa "Historischer Nationalgedenkpark von Ópusztaszer".


    Es regnete so stark, dass wir uns überlegten, weiterzufahren ohne auszusteigen.
    Jetzt hatten wir aber schon die Parkgebühr bezahlt!
    Also packten wir die Schirme aus und liefen los.
    Wenigstens das Feszty-Rundbild wollten wir uns ansehen.


    Erst mal ein Überblick des Gedenkparks.




    Empfangen wurden wir vom Denkmal zu Ehren Árpáds.




    Die Skulptur Árpáds auf der Spitze stammt ursprünglich von Kallós Ede.
    Das Original von 1896 wurde 1996 demontiert und in der Halle der Rotunde aufgestellt.
    Die Kopie die jetzt auf dem Ehrenmal zu sehen ist wurde von Károly Buzál gefertigt.
    Das Monument ist ein Werk von Gyula Berczik.



    Árpád-Original in der Rotunde



    Vor dem Monument stehen die geistigen und politischen Führer Ungarns im Halbkreis.
    Angefangen bei Fürst Géza...




    ...dem Vater des ersten ungarischen Königs István (Stephan)...




    ...über den Kuruzenführer Rákoczi II.




    ...bis zu Batthyány, dem ersten ungarischen Ministerpräsidenten.




    In der Mitte des Vorplatzes fand ich diesen "Gullydeckel"...




    ...pardon, die "Gedenkstätte der goldenen Bulle".



    Der Regen trieb uns in die trockene Rotunde um uns das Feszty-Rundbild anzusehen.
    Als der Führer uns erklärte, dass das Fotografieren nicht erlaubt sei, hatte ich schon auf den Auslöser gedrückt.


    ..........



    So setzt es sich fort über 360°.


    Ein paar Worte zur Geschichte des Feszty-Rundbildes:
    Árpád Feszty sah bei einem Besuch in Paris 1891 ein Rundbild von einer Schlacht Napoleons.
    Er war so begeistert von dieser Darstellungsform dass er beschloss, ein solches Rundbild über die Sintflut zu erstellen.
    Sein Schwiegervater, der Schriftsteller Mór Jókai und seine Frau sahen die Probleme eines solchen Unternehmens.
    Es muss nicht nur das Bild erstellt werden, sondern man brauchte ein Gebäude – eben auch in runder Form – um das Bild dem Publikum zu zeigen.
    Dieses Publikum musste in ausreichender Zahl angelockt werden damit sich die Investition rechnete.
    Schließlich nahm Feszty den Vorschlag seines Schweigervaters an, in Anbetracht der bevorstehenden 1000-Jahr-Feier der Landnahme, "A magyarok bejövetele", den "Einzug der Ungarn" ins Karpatenbecken zu malen.



    Ein Plakat das auf das Feszty-Rundbild hinweist



    ..........
    Anzeigen in der Vasárnapi Újság (Sonntagszeitung) von 1896



    Am Rande des "hösök tere" in Budapest, da wo heute das "Museum der schönen Künste" steht, erbaute man ein Rundgebäude, eine Rotunde.




    Von 1892 bis 94 malten mehrere Künstler unter der Leitung von Feszty an der 120 Meter langen und 15 Meter breiten, aus Belgien besorgten Leinwand um das Kunstwerk am Pfingstsonntag 1894 dem Publikum vorzustellen.



    der Mann an der Leiter ist Árpád Feszty



    Nach der Jubiläumsfeier 1896 ging das Bild nach London, von wo es erst 1909 zurück kam um dann seinen Platz am Stadtwäldchen zu behalten.
    Am Ende des zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude von einer Bombe getroffen und Teile des Bildes verbrannten.
    Darauf hat man die Leinwand in 8 Meter breite Stücke zerschnitten, zusammengerollt und eingelagert.
    Die wenig fachgerechte Lagerung verschlechterte die Qualität des Bildes zusätzlich.
    Erst 1991 haben polnische Spezialisten mit der Restauration begonnen und nach 4 Jahren wurde das Bild übergeben.
    Seitdem ist es in Ópusztaszer ausgestellt.
    Die Rotunde hat einen Durchmesser von 38 Metern und die Besucher gehen über Stege in einem Kreis um das Bild zu betrachten.
    Dabei sind die Übergänge der bemalten Leinwand auf den entsprechend gestalteten Vordergrund oft kaum zu erkennen, was der Darstellung eine dritte Dimension verleiht.
    Eine sehenswerte Attraktion.


    Der Regen hatte etwas nachgelassen und wir machten noch einen kleinen Rundgang auf dem Museumsgelände.


    Das Denkmal Pro Patria soll an die großen Schlachten der ungarischen Kriegsgeschichte erinnern, angefangen bei der Zeit der räuberischen Streifzüge durch Europa bis zum Freiheitskampf 1956.




    Hier sitzt Anonymus, ein Chronist und Notar am Hofe von König Béla III., der sich "P. dictus magister" nannte.
    Seine wahre Identität ist bis heute unbekannt.
    Sein Hauptwerk, die "Gesta Hungarorum" (Taten der Magyaren) wurde im 13. Jahrhundert geschrieben und wird in der Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest aufbewahrt.
    Das Denkmal ist ein Werk von Mihály Mészáros 2001.




    Dieses Kunstwerk gab mir Rätsel auf.




    Befand ich mich in einer Moschee und die beiden beteten? Nein! Die Arme und Beine sind weg.
    Dann sah ich das Schild.




    Es war also das Werk mit Namen "földmüves" (Landwirt) von Miklós Melocco.
    Es zeigt ein Paar bei der Getreideernte. Deshalb sieht man die Extremitäten nicht. Die stecken im Getreide.


    Wir kamen am Jurtendorf vorbei...




    ...mit der kleinen Fischerhütte von Mártély, einem kleinen Ort bei Hódmezővásárhely, im Vordergrund.


    Vor dem "Haus der Auslandsungarn" fotografierte ich diese Weltkarte.




    Sie zeigt wie sich das ungarische Volk um den ganzen Erdball verstreut hat.


    Der Ort Sövényháza, der zur Zeit der Türken noch ein blühender war, wurde später verlassen.
    Bei Ausgrabungen fand man die Reste des Dorfes und des Klosters.




    Erst 1993 hat man Reste einer Glockengießerei ausgegraben und die Glockenform der Klosterglocke gefunden.
    1997 wurde nach der Restaurierung eine neue Glocke darin gegossen die heute in der Ruine steht.




    Damit ließen wir es für diesen verregneten Tag bewenden. Das Museumsdorf, die Reiterspiele und die vielen anderen Attraktionen werden wir zu einem anderen Termin sicher noch bewundern.



    Unsere Fahrt setzten wir in westlicher Richtung fort. In Kiskunmajsa tranken wir einen Kaffee und ich nutzte die Rast zu einem Foto des Petőfi-Denkmals.
    Es stand wie auf einer Insel in einem See.




    Auf der Weiterfahrt musste ich an einem Bahnübergang warten und machte ein Foto durch die Windschutzscheibe.
    Das Wetter war wirklich so trostlos wie es hier wirkt.




    Angekommen in Kiskunhalas suchten wir nach dem Csipkemúzeum (Spitzenmuseum) und fanden es auch.


    ..........



    Die wunderbaren Kreationen von Spitzendeckchen...




    ...interessierten mich nur am Rande. Mein Augenmerk richtete sich auf die Elisabethbüste im Foyer des Museums, geschaffen 1902 von einem Sohn dieser Stadt, Kálmán Nagy.





    Der direkte Weg nach Mezőkövesd führte uns über Kecskemét.
    Die Zeit reichte noch für einen kleinen Bummel durch die Innenstadt. Der Kossuth-Platz wird eingerahmt vom Rathaus...




    ...und drei Kirchen.




    Die "Kecskeméti Nagytemplom" (große Kirche) wird auch "Öregtemplom" (alte Kirche) genannt, obwohl die beiden anderen Kirchen älter sind.
    Wahrscheinlich war den Leuten der offizielle Name "Urunk mennybementele társszékesegyháza" viel zu lang.
    Sie wurde unter der Leitung von Gáspár Osvald von 1774 bis 79 im klassizistisch-spätbarocken Stil erbaut.
    Der Innenraum wird von herrlichen Fresken geschmückt.




    Rechts vom Kirchentor hängt eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Freiheitskämpfer von 1848/49.
    Sie wurde angefertigt bei Gerenday in Budapest nach Zeichnungen von Imre Pataki 1892.




    Noch weiter rechts erinnert eine Gedenktafel an den 2. Weltkrieg. Ich finde die Darstellung von Tíbor Rieger von 1998 sehr schön!




    Im Hintergrund des Kossuth-Denkmals (Ede Telcs 1906) sieht man die reformierte Kirche.
    Sie durfte zwischen 1680 und 83, also während der türkischen Besatzung gebaut werden, weil man den Pascha von Buda mit Gold bestochen hatte.




    Die "Szent Miklós-templom" oder "Boratok templom" (Mönchskirche) oder "Ferences templom" (Franziskanerkirche) ist die älteste Kirche und wurde im gotischen Stil zwischen 1540 und 1564 erbaut.
    Das Besondere an der Geschichte dieser Kirche ist, dass sie für etwa 25 Jahre den Katholiken und den Protestanten gleichzeitig diente.




    Vor der Franziskanerkirche wurde im Jahre 1982 dieses Statuenensemble errichtet.




    Das Kreuz wurde von Gábor Imre 1943 geschaffen und das Fegefeuerrelief darunter war Station eines Kreuzweges von 1792. Die Statuen von Maria Magdalena und dem Apostel Johannes stammen von einem Friedhof der in den 80er Jahren eingeebnet wurde.


    Das zum Anlass des Milleniums erbaute Theatergebäude erhielt seinen Namen von dem berühmten Sohn der Stadt, József Katona, der der Schöpfer des ersten ungarischen Nationaldramas (Bánk Bán) ist. Die Ähnlichkeit des "József Katona Színház" mit dem Budapester Lustspieltheater ist nicht zufällig, entstanden sie doch beide nach Plänen der namhaften Wiener Architekten Helmer und Fellner. Es wird von den Einheimischen auch als "ékszerdoboz" (Schmuckkästchen) bezeichnet.




    Vor dem Theater erinnert eine Dreifaltigkeitssäule an die die Bevölkerung der Stadt dezimierende Pestepidemie. Das im Jahre 1742 aufgestellte Sandsteinbauwerk schmücken unter anderem die Figuren des Heiligen Sebastians, Sankt Rochus, der Heiligen Elisabeth der Arpaden und Sankt Stephan, insgesamt 13 Statuen.




    Wer ganz genau hinguckt, der kann vielleicht sogar ganz links den heiligen Nepomuk erkennen!




    Für unsere Nepomuksammlung war mir der Bildausschnitt aber zu unscharf. Ich komm sicher irgendwann noch mal nach Kecskemét und kann ein besseres Foto vom Nepomuk machen.


    Es wurde dunkel und wir fuhren nach Hause. Die Fahrt fiel mir nicht leicht. Die Straße war stellenweise vor lauter Kröten nicht mehr zu erkennen.
    Ein Ausweichen war nicht möglich, aber übernachten wollten wir deshalb auch nicht. Einigen dürfte es das Leben gekostet haben...




    befürchtet


    waldi :174:

  • Ja waldi,


    da hast du dich wieder mal selbst übertroffen. Geschichtsträchtige Informationen zu hauf, Denkmäler , Büsten, Fresken und und und , mit riesigem Aufwand dargestellt.
    Was für eine Reise! Und als Sahnehäubchen noch in einen Esstempel, bei dem garantiert keiner mit Hunger das Refugium verlässt. Gott sei Dank habe ich das Filmchen nach dem Frühstück betrachtet!
    Wunderbar.
    Vielen Dank, dass du mir diese für mich so fremde Welt so ausführlich beschrieben und mit einem Bilderreigen gezeigt hast.


    Lieben Gruß
    wallbergler

  • Danke Waldi für diesen ausführlichen und sehr inhaltsreichen Bericht!


    Danke Josef für die ergänzenden Bilder, auf denen man die Größe des Domplatzes von Szeged sehr schön erkennen kann.


    Viele der ungarischen Namen kann ich kaum lesen, geschweige denn aussprechen :wink:


    Und fast alles ist mir immer noch fremd, obwohl ich so langsam etliche Namen immer wieder erkenne. Seit dem Rundgang mit Dir in Budapest wird immer deutlicher, welche historische Personen und Ereignisse den Ungarn besonders viel bedeuten.
    Dazu gehört auch die Erzsébet, auf deren Spuren Du Dich sehr oft befindest! ( Übirgens : schöne HP :up: , Deine Sissi Seiten! )


    Und trotz der Probleme mit den Namen : Szeged und Kecskemét sind irgendwo in meinem Gedächtnis…


    Da ist natürlich zunächst mal das/der Szegediner Gulasch! Ob er mit jenen speziellen Zwiebeln von Makó so besonders gut wird?
    (Mit großem Vergnügen habe ich die Bilder des Denkmals und das Theaterhaus von Makó betrachtet.)


    Und dann ist da Kecskemét – ich habe bisher noch keine Bilder der Stadt mit diesem Namen verbunden- aber zwei Namen: Zoltán Kodály und Johannes Brahms!


    Beides Komponisten, der erste in Kecskemét geboren und neben Bela Bartok sicher hier in D einer der bekanntesten ungarischen Komponisten.


    Von Johannes Brahms gibt es die „Zigeunerlieder“, die ich früher oft in einem Chor gesungen habe-
    Temperamentvolle Musik und der Name Ketschkemet ging so leicht über die Lippen – obwohl ich nie nachgeschaut habe wo das ist.


    Johannes Brahms (1833-1897)
    op. 103 Zigeunerlieder
    Nr. 6


    Hier der lebensfrohe Text


    Röslein dreie in der Reihe blühn so rot,
    Daß der Bursch zum Mädel gehe, ist kein Verbot!
    Lieber Gott, wenn das verboten wär,
    Ständ die schöne weite Welt schon längst nicht mehr;
    Ledig bleiben Sünde wär!


    Schönstes Städtchen in Alföld ist Ketschkemet,
    Dort gibt es gar viele Mädchen schmuck und nett!
    Freunde, sucht euch dort ein Bräutchen aus,
    Freit um ihre Hand und gründet euer Haus,
    Freudenbecher leeret aus.


    Nun habe ich natürlich auch nach Alföld gegoogelt
    Alföld steht für:
    • Nagyalföld, die Große Ungarische Tiefebene
    • Kisalföld, die Kleine Ungarische Tiefebene
    https://www.hunmagyar.org/taj/alfold/index.html


    Dank Deines Reiseberichtes verbinden sich jetzt Namen mit Bildern und vielen Informationen.
    Ich kann gar nicht auf jede Einzelheit eingehen, aber ich habe alles genossen!


    Ich möchte Dir ganz herzlich danken für den Bericht, die Bilder, die vielen Hintergrundinformationen, die alles zu einem wertvollen , ganz besonderen Reiseführer machen!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Ja, das mit den ungarischen Namen und Bezeichnungen ist nicht so einfach!
    Ich versuche es damit schon seit über 30 Jahren. Trotzdem schaffe ich es nicht diese Sprache zu sprechen. Vielleicht liegt es daran, dass meine ungarische Verwandtschaft zum größten Teil auch deutsch spricht. Da mache ich mir gar nicht erst die Mühe... schäm


    Um Euch das Lesen zu erleichtern könnte ich versuchen die Wörter in Klammern so zu schreiben wie man es ungefähr als Deutscher hört!?
    Ich kenn mich zwar mit der Lautschrift nicht aus, aber versuchen könnte ich es mal.
    Beispiel: Kecskemét (Kätschkämeet), oder Szeged (Säggäd),
    Schwieriger wird es bei Hódmezővásárhely (Hoodmäsöwascharhey) wobei die Endund wie das englische Hey ausgesprochen wird, also kein Ei.
    Einige werden sich noch an Piroschkas Heimat Hódmezővásárhelykutasipuszta (Hoodmäsöwascharheykuutaschipusta) erinnern, das Gustav Knuth im Film immer rufen musste. Diesen Ort werdet Ihr vergeblich auf der Landkarte suchen. Er heisst heute kurz Székkutas (Seek-kutas).
    Leider gibt es nicht von jedem Ort oder Namen eine Hörprobe bei Wikipedia.


    Elke, Kecskemét ist jetzt eine aufstrebende Stadt! Sollen doch schon Anfang nächsten Jahres die neuen A- und B-Modelle von Mercedes im nagelneuen Werk in der Nähe von Kecskemét vom Band rollen. Im Oktober 2010 war Richtfest. Das wird auch einige Zulieferer in die Nähe locken.


    Ja, Alföld ist das Tiefland, eben das was ich als Puszta verstehe. Das Zentrum davon ist Hortobágy. Darüber hat Josef sicher schon berichtet.


    waldi :174:

  • Danke waldi für Dein Bemühen, uns die Aussprache zu erleichtern.

    Zitat

    Hoodmäsöwascharheykuutaschipusta


    Ich fürchte aber, selbst wenn ich das genauso sprechen würde wie ich es hier lese, würde mich kein Ungar verstehen!!:lol:


    Gruß,
    Elke

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