waldis Fahrt nach Szeged
Erster Teil
Der Wetterdienst hatte ein etwas kühleres Wetter (bisher um 30°C) gemeldet – etwa 8 bis 10° weniger. Deshalb hatten wir eine Fahrt nach Szeged beschlossen. Am Samstagvormittag gings los von Mezőkövesd in südlicher Richtung.
In Kisköre kamen wir zu dieser "Eisenbahnstrassenbrücke"!
Da teilen sich die Bahn und der Straßenverkehr eine Brücke! Wir hatten Glück, dass die Ampel bei unserer Ankunft grün zeigte. Ein Schild weist auf bis zu zehn Minuten Wartezeit hin.
Ich entschloss mich dazu, am See von Tiszaroff entlang die Fahrt nach Fegyvernek fortzusetzen. Das hätte ich besser nicht gemacht. Der See war vom Auto aus nicht zu sehen. Ein Damm hält ihn in seinen Grenzen. Dann wurde die Straße grottenschlecht und wir merkten gleich warum. Unzählige LKW begegneten uns. Dort muss wohl irgendwas abgebaut werden.
Ich glaube dass ich dieses Foto einer Trianonfahne in Fegyvernek geschossen habe.
In Törökszentmiklós fanden wir eine ansprechende cukrászda (Konditorei) mit herrlichen süßen Verführungen.
Bei Bagimajor fuhren wir an dieser Windmühle vorbei.
Als wir an Martfű vorbei fuhren lud uns der Park mit Rathaus und zwei Kirchen zum Anhalten ein.
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die katholische Kirche zum Heiligen Thomas und die reformierte Kirche (calvinistisch)
Dabei entdeckten wir die Statue des heiligen Stephan zwischen den Kirchen.
Das ist ein Werk des ungarischen Bildhauers und Restaurators Ferenc Gyurcsek und es wurde am 20. August 1997 aufgestellt.
Am Rande des Parks fand ich diesen Busch.
Aus der Nähe betrachtet...
Das ist wohl eine Symbiose!? Kennt das jemand?
Nächste Station war Hódmezővásárhely mit einem sehenswerten Stadtzentrum.
In der Mitte des Parks steht Lajos Kossuth, der Revolutionsführer von 1848.
An einer Seite wird der Park vom prachtvollen Rathaus begrenzt.
Auf dem Rathausplatz neben Kossuth habe ich diese Glocke fotografiert.
Diese Tafel besagt, dass diese Glocke im Rathausturm hing und bei einem Brand des Turms am 4. September 1970 beschädigt wurde.
An einer anderen Seite des Rathausplatzes findet man das Hotel Fekete Sas (schwarzer Adler).
Mich interessierte aber das Erzsébet Szem Kórház (Elisabeth-Augen-Krankenhaus).
Dort befindet sich wahrscheinlich eine Elisabethbüste. Laut Aussage eines Krankenpflegers steht diese in einem "Erzsébet-szoba", einem Elisabethzimmer das nur zu Besprechungen genutzt wird und nicht zugänglich ist. Schade!
Ach ja! Inzwischen zeigte das Aussenthermometer des Autos satte 15°C an!
Szeged
war unser eigentliches Ziel bei dieser Reise.
Nach unserer Ankunft am frühen Nachmittag stellten wir das Auto in der Nähe des Rathauses am Széchenyi tér ab. Dieser allein ist schon mit acht Denkmälern von berühmten Personen gespickt. Das fängt beim Namensgeber des Platzes István Széchenyi an und hört bei Pál Vásárhelyi, dem Regulierer der Theiss, auf.
Die ließ ich aber wegen des nächsten drohenden Regengusses links liegen und wir begannen einen Bummel durch die Straßen von Szeged.
Über die Kárász utca kamen wir zum Klauzál tér der auf der einen Seite vom Kárász-ház begrenzt wird, vor dem das erste Ganzkörper-Denkmal Ungarns von Lajos Kossuth steht.
Vom Balkon dieses Hauses hielt am 12. Juli1849 der Revolutionsführer Lajos Kossuth vor etwa 50000 Menschen seine letzte Rede in Ungarn. Danach emigrierte er.
Im gleichen Haus, vielleicht sogar im selben Zimmer, übernachteten Kaiser Franz-Joseph und Kaiserin Elisabeth als sie 1857 die Stadt besuchten.
Dem Kossuth-Denkmal gegenüber steht der Königsbrunnen.
Das Kunstwerk von Klára Tóbiás wurde im Jahre 2000 aufgestellt und wird deshalb auch als Milleniumsbrunnen bezeichnet.
Aus den Hähnen sprudelt Trinkwasser – eine nicht alltägliche Erscheinung.
Unser Weg führte uns zur Porta Heroum, dem Heldentor.
Dieses Ehrenmal für die gefallenen und vermissten Soldaten des ersten Weltkrieges ist eine seltene Darstellung und bewohnt!
Im Torbogen befinden sich Fresken von Vilmos Aba-Novák und die Tafeln mit den Namen der "Helden".
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Vor dem Tor, auf dem Aradi vértanúk tere, der früher mal Gizella-tér (nach der Frau des ersten ungarischen Königs Stephan) hieß, fanden wir das Reiterdenkmal des letzten großen Kuruzenführers
II. Rákóczi Ferenc.
Früher stand er auf dem Széchenyi tér vor dem Rathaus.
Die Gedenksäule, die an die Schlacht von Szöreg und die Märtyrer von Arad erinnert, habe ich übersehen.
Wir gingen weiter zum Domplatz.
Mit seinen 12 000 m² ist er so groß wie der Markusplatz in Venedig. Leider konnte ich das nicht nachvollziehen weil der Platz durch das sommerliche Freilichttheater völlig zugebaut war. Doch die Freilichtspiele sind seit 1931 Tradition.
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Vor dem Dom steht das angeblich älteste Bauwerk von Szeged, der Dömötör torony, der Demetriusturm.
Die Grundmauern stammen aus dem 11. Jahrhundert, der untere viereckige romanische Teil aus dem 12. und die oberen frühgotischen Stockwerke aus dem 13. Jahrhundert.
Über dem Eingang des Turmes kann man eine Kopie des ältesten erhaltenen Reliefs von Szeged, ein Lamm, erkennen. Leider nur ein schlechter Bildausschnitt.
In den, den Platz umrahmenden Gebäuden aus roten Klinkern ist in den Arkaden eine Art Gedenkhalle mit Büsten und Reliefs von herausragenden Persönlichkeiten aus der ungarischen Geschichte, Literatur, Kunst und den Naturwissenschaften untergebracht.
Außer König Matthias Corvinus habe ich noch den Verfasser der ungarischen Nationalhymne Ferenc Kölcsey fotografiert.
Nun wanden wir uns wieder zum Dom.
Nach dem großen Hochwasser von 1879 (von etwa 6800 Häusern in Szeged standen noch 265) gelobten die Stadtväter von Szeged, eine monumentale Kirche zu bauen. Daraus entstand zwischen 1914 (Grundsteinlegung) und 1930 die viertgrößte Kirche und einzige Kathedrale Ungarns.
Am 24. Oktober 1930 fand die Einweihung statt.
Mehr über die Entstehung des Domes von Szeged
(Das Laden der Seite dauert etwas. Dann den Buchdeckel unten rechts packen und nach links öffnen und blättern. Leider nur in Ungarisch verfügbar.)
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das Königsfenster und das Marienfenster
Die Orgel mit ihren 9040 Pfeifen ist die drittgrößte Kirchenorgel Europas.
Leider habe ich kein eigenes Bild vom Holzkreuz von János Fadrusz das er 1892 geschaffen hatte und nach der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900, wo er damit einen Preis errungen hatte, der Stadt Szeged schenkte, damit es in der geplanten Kathedrale aufgestellt werde.
Es wird erzählt, dass der Künstler sich an ein Kreuz binden und fotografieren ließ um den Korpus Christi möglichst natürlich darzustellen.
Erst 1971 kam das Kreuz aus dem Museum in den Dom wo es 1979, 100 Jahre nach der Hochwasserkatastrophe, an den Platz gehängt wurde, wo man es heute noch bewundern kann.
Für gute Bilder war es im Inneren der Kirche viel zu dunkel. Einiges möchte ich Euch aber nicht vorenthalten.
Etwas Besonderes ist das Bild der Szögedi Mária an der Kirchendecke.
Die Jungfrau Maria wird gezeigt im einfachen Pelzumhang und in roten Pantoffeln.
Beides sind Merkmale der Gegend.
Wegen der Pantoffeln wird sie auch papucsos Madonna, Madonna in Pantoffeln, genannt.
Nach dem Besuch des Domes wurde der Regen so stark, dass wir beschlossen nach Makó weiterzufahren und uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit umzusehen.
Ich nehme hier vorweg, dass wir am nächsten Morgen auf der Heimreise noch einmal in Szeged Halt machten.
Ich musste ja unbedingt noch das Sissi-Denkmal von Miklos Ligeti fotografieren.
Das Wetter war auch nicht besser als am Vortag und ich knipste unterm Regenschirm.
Trotz des ungünstigen Wetters gingen wir noch ein paar Schritte.
Das Opernhaus von Szeged steht gegenüber von Sissi.
Ein paar Schritte weiter stieß ich auf ein Denkmal von Gyula Juhász, einem bekannten ungarischen Poeten, der in Szeged geboren wurde und dort auch starb.
Nicht weit von ihm, am Theissufer, steht seit 1998 eine Bronzeskulptur von Pál Farkas mit dem Namen Tiszavirágzás, auf deutsch "Theissblüte".
Es erinnert an ein sich alljährlich wiederholendes bizarres Naturschauspiel entlang der Theiss. Der Fluss ist übersät mit toten Eintagsfliegen.
Die 3 Jahre in denen sich die Larven der späteren Eintagsfliegen etwa 20 mal häuten verbringen sie in Röhren im Flußbett. Danach findet eine Umwandlung (Metamorphose) der Larven in Nymphen statt. Die Nymphen verlassen ihre Wohnröhren und schwimmen an die Wasseroberfläche. Nach wenigen Sekunden platzt die Nymphenhaut und die Flügel können sich entfalten. Nach Abschluss der Metamorphose fliegen die geschlechtsreifen Männchen zu Hunderttausenden dicht über der Wasseroberfläche in Richtung Flussmitte auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen. Dieser Massenflug von lediglich sehr kurzer Dauer (30-45 Min.) ist das faszinierendste Naturereignis an der Theiß und findet alljährlich Mitte bis Ende Juni statt. Die Paarung erfolgt an der Wasseroberfläche. Kurz nach dem Paarungsakt sterben die Männchen. Die toten Tierkörper der Männchen, gemeinsam mit den abgeworfenen Nymphenhäuten, bilden an der Wasseroberfläche einen weiß-grau-bräunlichen "Teppich", die sogenannte "Theißblüte" und werden von der Strömung flussabwärts getrieben. Im Gegensatz zu den Männchen fliegen die befruchteten Weibchen dicht über der Wasseroberfläche mehrere Kilometer flussaufwärts, berühren von Zeit zu Zeit die Wasseroberfläche und legen dabei ihre Eier ab. Kurz nach der Eiablage sterben auch die Weibchen und tragen somit zur Bildung der "Theißblüte" bei.
Eine eigenartige Laune der Natur.
waldi